Propionsäure übersteigt Essigsäure

Am anaeroben Abbauprozess beteiligte Mikroorganismen, Milieuansprüche, Forschung und Erkenntnisse, Inokula, Pathogene und Hygienisierung...

Moderator: Schlattmann

Energie
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 40
Registriert: 29.06.2007, 16:11
Wohnort: Bayern

Propionsäure übersteigt Essigsäure

Beitrag von Energie »

Hallo, Community,
wir haben ein Problem mit unser Biologie :(

kurze Bescheibung der Anlage:

330kW Nawaroanlage;
Fermenter 1880 m³ --> 41Grad
Nachgärer bzw. Endlager 1880 m³; 40Grad
entschwefelt wird mit Lufteinblasen
Rührwerke:
Fermenter: liegendes Paddelrührwerk (Mississippi), läuft alle 35min 10min
Nachgärer: stehendes Paddelrührwerk, läuft alle 120min 15 min

Fütterung im 35min Takt
derzeitige Futtermenge je Tag:

ca. 20 m³ Maissilage 30% TS
ca. 4 m³ Grassilage
ca. 4 m³ Gerste GPS
ca. 4m³ Grünroggen GPS
ca. 4 m³ Putenmist
kein Gülle oder Wasserzusatz

Die Anlage ging im Oktober 2006 ans Netz, problemlose Anfahrphase und seit Jannuar auf Volllast;

Analyseergebnisse vom 25.06.07 im Fermenter:
(alles in mg/ Liter)

Essig: 146
Propion: 168

Iso Butter: 21
Butter: 5
Iso-Valerian: 34
HAc äquiv.: 449

pH: 8.01
NH4-N: 2518
TR%: 7,57
LF: 21,6
FOS.: 3461
TAC.: 18418
FOS/TAC: 0,19

laut Information aus der Community sollte das Essig-/ Propionsäureverhältnis bei mind. 2:1 liegen.

Bei der letzten Analyse am 30.05 war Essigsäure bei 587 mg/ Liter, Propionsäure lag bei 244 mg/Liter, also bei 2,4:1

Durch welche Umstände kann sich dieses Verhältnis so stark ins negative verändern? :?:
Wie kann ich wieder ein ausgeglichenes Verhältniss schaffen? :?:
Wie "bedenklich" ist die Situation eurer Meinung nach? :?:

Um eure Hilfe wäre ich sehr dankbar!

Gruß
A.R.
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 659
Registriert: 21.06.2007, 20:20

Beitrag von A.R. »

Bei dem Ph-Wert; den TAC Wert und FOS/TAC würde ich mir noch keine Sorgen machen; nur erscheint mir der N-Wert für deine Fütterung etwas hoch zu sein.

Bei der Futtermenge müsste auch die Leistung höher liegen; wir hohlen z ZT aus 25 to Maissilage 600 KW..


Die Rührwerksleistung : ist die Ausreichend; langen Zücklen von 120 Min im NA für eine Homogenesierung ?

Welchen Feststoffeintrag ?

Auf 20 to Maissilage donnerst du noch 16 to an Faseeriege Struktur wie GPS und Putenmist...

Der Putenmist aus eigener Produktion ?

Oder wird Zugekauft ?

Bei Zukaufmist Vorsicht : einige Spediteure kippen Desinfektionsmittel über den Mist; um die Geruchsfrschten während des Transportes zu minimieren : Kresole in der Anlage sind ein deftiger Hemmfaktor.

Aus deinen Frementern müsste auch mehr als 330 KW an Leistung zu erzielen sein.


Andreas
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten...

Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht !
Energie
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 40
Registriert: 29.06.2007, 16:11
Wohnort: Bayern

Beitrag von Energie »

erstmal vielen dank für die Antwort,

die Rührwerksleistung ist im Nachgärer ausreichend. --> einwandfreie Homogenisierung

Feststoffeintrag ist ein 37 m³ Futtermischer von van Lengerich, der auf Fermenterdecke steht. (Intervall: alle 35min 4 min)
(Behälter sind aus Beton und im Boden verbaut)

Die Futterangaben sind in m³ angegeben
:wink:

Putenmist stammt aus eigener Produktion.

Der NH4 ist bereits am fallen. Da wir seit einigen Wochen weniger Putenmist zugeben, der den Wert stark in die Höhe getrieben hat.

Die Fermenter sind beim Bau der Anlage auf eine Leistung von etwa 500 KW ausgelegt worden.
Jedoch wird der zweite Motor erst Ende 2007 kommen.

Gruß
Daniel Preißler
Beiträge: 22
Registriert: 28.06.2007, 11:19
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Daniel Preißler »

"wir haben ein Problem mit unser Biologie:
Essig: 146
Propion: 168
laut Information aus der Community sollte das Essig-/ Propionsäureverhältnis bei mind. 2:1 liegen."

"Durch welche Umstände kann sich dieses Verhältnis so stark ins negative verändern?"
Negativ? Bei Volllast?

"Wie "bedenklich" ist die Situation eurer Meinung nach?"
Gar nicht!

"Wie kann ich wieder ein ausgeglichenes Verhältniss schaffen?"
Mehr füttern, dann hast Du auch wieder mehr Essigsäure :wink:

Beide Säuren reduzieren sich bei Dir derzeit. Die Essigsäure etwas schneller als die Propionsäure, das ist üblich. Was die Werte angeht, so sind Deine absolut unbedenklich. Die Essigsäure sollte unter 2000 mg (!) pro Liter liegen und die Propionsäure unterhalb von 1000 mg (!) pro Liter. Eine Säureanreicherung durch einen gestörten Säureabbau liegt bei Dir nicht vor. Auch die Essigsäureäquivalente deuten auf keine Störung hin.
Die Gaserträge abzuschätzen fällt mir schwer, da Du nur Kubikmeterwerte angibst - eine Waage würde zudem mehr Sicherheit in die Futterdosierung bringen...

Gruß

Daniel
Gülle ist kein notwendiges Übel!
Benutzeravatar
Schlattmann
MOD
MOD
Beiträge: 1042
Registriert: 03.11.2004, 13:33
Wohnort: Pfeffenhausen

Beitrag von Schlattmann »

Daniel Preißler hat geschrieben: "Wie "bedenklich" ist die Situation eurer Meinung nach?"
Gar nicht!
Ja, sehe ich auch so. Deine Säurewerte sind insgesamt recht gering.
Schau vergleichsweise mal hier:
http://www.schlattmann.de/forum/viewtopic.php?t=825
MfG, Markus Schlattmann
---
...never touch a running system...
gadget
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 637
Registriert: 27.11.2006, 10:36
Wohnort: Bayern

Beitrag von gadget »

Hallo Energie

dein größtes Problem ist die geringe Gasausbeute. An der Futtermenge kanns nicht liegen, die ist mehr als ausreichend. Aber die Gasausbeute müßt wie Andreas bereits geschrieben hat höher sein. Auch mit einem NH4 von 2,5g/l läßt es sich leben, jedoch würde ich das Ganze mit Wasser dünner machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass 20 - 25% Wasser wahre Wunder wirken können. Sowohl bei der Gasausbeute pro kg TS, als auch bei der Ausgasungsgeschwindigkeit.
Wie ist dein Kohlenstoffverhältnis - Stickstoff (C - N) und wie hoch ist der Menthangehalt.
Um etwas mehr Säuren in den in den Fermenter zubekommen und den pH auf unter 8 zu senken könntest du Getreide zufüttern.
Was nützt dir der beste FOS/TAC wenn dein Konto davon nichts mitbekommt.
Gruß
...Gadget
A.R.
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 659
Registriert: 21.06.2007, 20:20

Beitrag von A.R. »

@ gadget : Bei einem TM des Substrates von 7,57 % würde ich kein Wasser zusetzen.

Immer wieder werde ich mit dem Trugschluss konfrontiert das eine Verdünnung der " Suppe" die Rührinterwalle verkürzen soll....

genau das gegenteil ist der Fall : je dünner das Substrat; umso höher das Spezifische Gewicht ( Wasser ist schwerer als z.B. Mais ); umso höher die Auftriebskräfte der leichteren Bestandteile; umso mehr Probleme mit Aufschwimmen und Schwimmdecken; je geringer die Viskosität; umso schneller die Bewegungszeiten .


Wasser ist das letzte was in den Fermenter gehört.

Ich vermute ( mehr als Vermutung kann es ohne eine Besichtigung der Anlage nicht sein) das Probleme in der Beschickungstechnik und Rührwerkstechnik vorliegen : das eingebrachte Material wird nicht schnell genug Homogenesiert; Falltrichter; die das Material von oben in den Fermenter fallen lassen , können da Probleme haben.

Die Steuerung von Feststoffeintragssytemen nach Zeitintervallen ist nicht Unproblematisch : Wen die Bunkersysteme frisch gefüllt werden; tragen sie pro Zeitintervall mehr aus als bei 25% Füllung : die Fütterung über den Tagesverlauf ist nicht konstandt sondern Variabel, es kommt zu stoßweisen Fermenterbelastungen ( dazu dann noch erschwerend; das bei höheren Futtermengen die Rührwerksleistungen nicht ausreichen.) Indiz dafür ist schwankende CH4-Gehalte über den Tagesverlauf. Heute sollten Wiegesysteme als Steuerelement zur Dosierung Standard sein.

Die Wiegesysteme sollten aber auch vierteljährig neu kalibriert werden.


Andreas
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten...

Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht !
Benutzeravatar
TT-Hase
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 1958
Registriert: 26.03.2006, 14:00

Beitrag von TT-Hase »

@Andreas Rugen: Ich versteh immer noch nicht wie ihr darauf kommt das seine Ausbeute niedrig sein soll? Er gibt 36 m 3 in den Beschicker am Tag, das sind dann pi mal Daumen (weil ja aufgelockert) 18 Tonnen Matreialinput. Wenn dann muesste er es einfach mal wiegen. Das die Fuetterung zeitgesteuert mehr dosiert wenn er voll istr und weniger wenn er leer ist kann sein muss aber nicht. Da kommt es immer auf das System drauf an. Ruehrprobleme hat er ja keineswegs.
A.R.
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 659
Registriert: 21.06.2007, 20:20

Beitrag von A.R. »

TT-Hase hat geschrieben:@Andreas Rugen: Ich versteh immer noch nicht wie ihr darauf kommt das seine Ausbeute niedrig sein soll? Er gibt 36 m 3 in den Beschicker am Tag, das sind dann pi mal Daumen (weil ja aufgelockert) 18 Tonnen Matreialinput. Wenn dann muesste er es einfach mal wiegen. Das die Fuetterung zeitgesteuert mehr dosiert wenn er voll istr und weniger wenn er leer ist kann sein muss aber nicht. Da kommt es immer auf das System drauf an. Ruehrprobleme hat er ja keineswegs.
Genaues Wiegen ist angesagt :

Sinds 18 To ( 500 KG/m³ input )...

dann währe er bei 330 KWx 24 Std / 2 KW m³ Biogas : 2059,2 m³ Biogas/ Tag; bei 30 % TM; 05 % Organisch dann 771 l Biogas/ kg OTS...

Sind es allerdings 23,4 to ( 650 kg/ m³ ) dann bleiben nur noch 308 l übrig....


Andreas
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten...

Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht !
gadget
Identität bekannt
Identität bekannt
Beiträge: 637
Registriert: 27.11.2006, 10:36
Wohnort: Bayern

Beitrag von gadget »

Energie schreibt:
die Rührwerksleistung ist im Nachgärer ausreichend. --> einwandfreie
Homogenisierung

Es geht mit bei der Wasserzugabe nicht um die Rührzeiten oder Intervalle.
Die Auftriebskräfte wirken auch auf die Gasblasen, die dadurch leichter und schneller zusammen mit den anderen Leichtgewichten nach oben schwimmen.
Solange sich die festen Bestandteile problemlos wieder unterrühren lassen, ist durch das Aufsteigen sogar mehr Bewegung im Fermenter.

Gadget
Antworten