C / N - Verhältnis gestört

Alles was mit dem eigentlichen Prozess der anaeroben Umsetzung von organischer Substanz zu tun hat sowie allgemeine Themen rund um Biogas

Moderator: Schlattmann

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C / N - Verhältnis gestört

Beitrag von gadget »

Hallo Leute

Ich betreue zur Zeit eine BGA bei der das C / N - Verhältnis, das laut Literatur bei 20 zu 1 liegen sollte, gestört ist. Die letzten Werte lagen am 20.01.07 bei 6 zu 1. Dadurch ist auch die normale Rohgasproduktion von von ca 3000 m³ (im Herbst 2006) langsam auf etwas unter 2000m³ gefallen. Mit dem Rat des Labors den C-Wert anzuheben kann ich leider nicht viel anfangen, weil nicht angegeben ist wie der C - Wert angehoben oder der N - Wert abgesenkt werden kann.
Wer hat dazu auch schon Erfahrungen gemacht und wie bringe ich das ganze wieder in den grünen Bereich.

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Markus
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Beitrag von Markus »

Erzähl ma mehr zur anlage.
Was fütterst du ??
Ts gehalt im Fermenter??
Ohne Gülle MIst??
.....
Möglichkeiten denk ich nur, weniger proteinreicher füttern um Stickstoff runter zu kriegen/ verdünnen.
Was hast du für NH3, NH4 Gesamtstickstoff?
Wie lag das C:N verhältnis im Herbst 06 ??
Pauschal lässt sich nix sagen, musst die Problematik besser beschreiben
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Beitrag von gadget »

zur Anlage
2 parallel geschaltete Fermenter à 550m³
2 beheizte Endlager (gleichzeitig Gaspuffer) à 3000m³
Vormischgrube

Fütterung im ungestörtem Regelbetrieb (2Std - Intervallen)
10 t Maissilage
2 t Graswelksilage
ca 500 bis 750 kg Getreide
ca 2 t abgelagerten Rinderfestmist

momentan ist auf Empfehlung des Labors die Fütterung seit 4 Wochen auf etwa
7 - 8 t Maissilage
1 t Grassilage
1,5t Mist
reduziert.
Die erhöten Säurewerte haben sich (Dez 11000 mg/l) auf unter 5000 mg/l verringert.
Leider überproportional, zur Fütterung, auch die Stromausbeute.

Im Herbst ca 6000kW/h pro Tag
Dezember 4000 bis 5000
auf momentan 3200 bis 3500

Der pH-Wert blieb die ganze Zeit über sehr stabil 7.5 - 7,7
TS im Fermenter 5,14 Gew%
oTS 62,5 Gew% TS
N - gesamt 6,28 Gew% Ts
Ammonium Stickftoff 4,71 Gew% / 2418 mg/l
Propionsäure 1450 mg/l
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Dr. Hartmann
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Beitrag von Dr. Hartmann »

:? Schön ist das nicht.

Deine Anlage braucht Kohlenstoffquellen, die nicht gleichzeitig Stickstoff bringen. Versuch es mal mit Wasser und Stroh als langfristige Diät. Das wird die Gasausbeute zwar in die Knie zwingen aber sonst fällt mir nichts besseres ein. Bleib bei dieser Diät, bis das C:N-Verhältnis wieder im Lot ist. Deine gegenwärtigen 2.418 mg/l sind schon recht hoch.
Ich wünsch dir viel Erfolg.
Markus
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Beitrag von Markus »

In beiden Fermetnern das gleiche Problem?? gleiche Ananylsen.

Propionsäure ist für meine Verhältnisse auch ziemlich hoch.

Getreide bringt immer viel Eiweiß/Protein, und viel Stickstoff, deshalb wegzulassen
Deine Säure werte, sind das Essigsäureäquivalent, Gesamtsäure, oder mit Fostac bestimmt?? 11000mg/l ist halt auch ziemlich hoch.
Propionsäure ist für meine Verhältnisse auch ziemlich hoch.
Vieleicht zu hohe Säuren im Pott und der NH4f puffert noch gut drum PH noch so hoch ??

Wieso hast du 6000m³ Endlager und nur 1000 m³ Fermenter gebaut ??
Was immer mal hilft ist wenn du schon Beheiztes Endlager hast, mal mit endlager Gülle tauschen, ein Teil zumindest, ist aber nur kurzfristige Lösung, wenn dann kurzzeitig mehr Gas kommt dann hast du zu hohe Säuren die dann im Endlager abbgebaut wurden.
sauste
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Beitrag von sauste »

Bei den Ammoniumwerten sehe ich kein Problem, die Ration ist o.K.
Ich würde erst mal entsprechend viel vom "Endlager" zurückpumpen um wieder auf Vollgas zu kommen.
Die Logik der Anlage ist mir auch noch nicht ganz klar, aber wenn du rezierkulierst wird es auf jeden Fall funktionieren.
Gruß sauste
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Beitrag von gadget »

Vielen Dank für Euere schnelle Hilfe, wenn`s den kleinen Viecherln wieder besser geht, werd ich mich nochmals melden.

Zur Endlagergrösse:
Viele Landwirte in meiner Region haben ihre Viehhaltung aufgegeben und betreiben den Ackerbau nur noch im Nebenerwerb. Manche davon haben Güllegruben, die jetzt leerstehen würden. Also warum Geld für 2 grosse Endlager ausgeben, wenn schon genügend Stauraum vorhanden ist?
Das gesparte Geld (Baukosten, Rührtechnik, Grundstück, Rücklagen für den Rückbau, u.s.w.) ist besser in Andocksysteme, Zubringertechnik, Heizung und sonstiger Ausrüstung angelegt, die den Betrieb erleichtern.
Liegen mitbenutzten Gruben auf dem Weg zur Ausbringungsstelle, fallen auch keine oder nur minimale Umwege an. Was bleibt ist der relative Mehraufwand fürs Umlagern.
Die Vorteile sind jedoch;
Mehrere und individuelle Zugriffsmöglichkeiten für die Baueren, die die Gülle beziehen. Zudem machen sie die Dreckspuhren von ihrem Acker zu ihrem Hof und nicht zur BGA.
Leichtere Nachvollziehbarkeit, wer wann wieviel Gülle/Dünger erhalten hat, als wenn jeder selbst mit den kleinen Fässern zur Anlabe fährt.
Weniger Fermdpersonal in der Anlage!!!! (z.B. "mir ist das Fass nicht übergelaufen" der Dreck ist da und keiner wars. Wer kennt das nicht?)
Man kann den Abtransport in arbeitsarme Zeiten, verkehrsarme Zeiten, oder wenn gerade Regenwetter ist verlegen.
Weniger Stress mit den Nachbarn, weil sich der Verkehr nicht auf wenige Tage, wie z.B. bei Einsilieren verdichtet. Zudem werden kleinere Behälter weniger bedrohlich empfunden und eher toleriert als Megateile.
Durch den Bau von 2 kleinen statt eines grossen Endlagers (was jedoch zu Problemen mit der Tragfähigkeit des Untergrundes geführt hätte), wurde zwar ein Teil der Kosteneinsparung zunichte gemacht, aber es hat einen Riesenvorteil, der heuer am 18.01 (und wenn man den Klimaforschern glauben darf, wohl nicht zum leztetn mal) zum tragen kam kleinere Gassäcke haben bei Sturm eine kleinere Angriffsfläche. Kommt es dennoch z.B. durch herumfliegende Teile zu Beschädigung einer Folie kann man ohne Betriebsunterbrechung und ohen das ganze Gas zuverlieren mit dem 2. Gassack weiterfahren.
sauste
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Beitrag von sauste »

Nochmal, um Missverständnisse auszuräumen:
Du hast zwei mal fünfhunderfünfzig m³ Fermenter also eintausendeinhundert. Und zweimal dreitausend m³ Endlager also sechstausend. Das Endlager ist mit Foliendächern gasdicht abgedeckt, wird beheizt und ist wahrscheinlich auch mit ordentlicher Rührtechnik ausgestattet. Das "Enlager" kann somit durch Umpumpen als Fermentationsraum genutzt werden.
Wenn du nicht rezirkulierst hast du in den parallelen Fermentern eine Raumbelastung von ca. 5kg oTS/m³d (bei 6000 kWh/d), was zumindest im kritischen Bereich liegt.
Pumpst du den jetzt regelmäßig vom Endlager in den Fermenter zurück oder nicht?

Gruß sauste
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Beitrag von gadget »

im normalfall sind die Endlager mehr oder weniger als Nachgärer und als Gaslager/entschwefler (Sauerstoff einblasen 1,5 - 2 %) eingesetzt. Ein 2. BHKW wird je nach Füllungsgrad der Gassäcke zugeschaltet. Ein lager zum Rezirkulierieren und das andere für die reste und eine Portion Futter. im Herbst stellten sie etwa 1/3 der Gasproduktion. Nach der Gülleausbringung fiel deshalb auch immer die gasausbeute ab und war deshalb nie ein Grund zur Beunruhigung. In den nächsten 2 Monaten normalisierte sie sich wieder. Hat bis jetzt immer sehr gut und sorgenfrei funktioniert.
Als die Säuren stiegen wurde mehr zirkuliert wodurch sie wieder fielen, leider unbemerkt auch das C/N-Verhältnis (wurde zuvor noch nie bestimmt).
Die Werte in den Fermentern sind nahezu identisch (gleich mies).
Die Werte in den Endlagern sind noch in Ordnung haben sich aber (durch das Umpumpen) auch schon verschlechtert.
Das Gas hat momentan 58%, der Schwefel ist durch das verstärkte Rühren von normal 60-90 ppm auf 500-600ppm gestiegen.
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Beitrag von gadget »

Hallo Markus
habe beim lesen Deiner Antwort noch die Diskusion um die Endlagergröße im Hinterkopf gehabt. Beim nochmaligem lesen habs auch ich endlich geschnalt das Du sie auch für ehre zu groß häst.
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