Nach EEG Ende...und dann?

Alles was in die anderen Themen sonst nicht richtig reinpasst (z.B. Biogas und Landwirtschaft im Rahmen der EEG-Novelle, rechtliche Aspekte, Gärrestbehandlung, Emissionsproblematik...)

Moderator: Schlattmann

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strike
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Beitrag von strike »

Ihr habt beide recht. Aber die Forderung 150kw ist totaler Quatsch. Richtig wäre gewesen, die 75kw zu streichen und basta. Es ist so einfach....
Jens
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Beitrag von Jens »

Ich halte es politisch für sehr realisitsch,wenn man Bestandsanlagen nach dem EEG die Möglichkeit gibt, mit ihrer bestehenden Bemessungsleistung auf 90% Gülle/Mist/Reststoffe umzustellen. Und die 10% dürfen kein Getreide oder andere hochwertige Konzentrate sein, um Hebelwirkungen zu vermeiden. Welcher Politiker soll da etwas dagegen haben. Und was spricht dann denn dagegen, diese Art von Anlagen auch als Neubau zuzulassen.
Und dafür, dass die Last und die Umbauten für den doppelten oder dreifachen Substratdurchsatz auf sich nehmen, sollte man den Flexibilisierungszwang für die Güllevergärung rausnehmen, denn die Wirkung durch Klimagasvermeidung ist wesentlich größer als noch ontop die Flexibilisierung. Wenn jemand mit 10.000t Festmist im Jahr anfängt, dann hat er Arbeit genug.
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Kohl
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Beitrag von Kohl »

Auch wenn diese Anlagen mit Mist/Gülle weiterlaufen sollten, wo ist die Begründung Einspeisevergütungen über 20 ct zu zahlen, wenn Wind und PV im mittleren bis oberen einstelligen Centbereich produzieren?
Wer wenn nicht wir ?
Wann, wenn nicht jetzt?
Jens
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Beitrag von Jens »

Wie hoch die Vergütung genau sein wird, muss noch austariert werden. Auf jeden Fall muss die Vergütung höher sein, wie bei Energiepflanzen, denn die CO2-Vermeidung liegt bei Wirtschaftsdüngern ca. doppelt so hoch. Und bei z.B. 2.500t zusätzliche CO2-Vermeidung und einem CO2-Schadenswert je t von 50€ kommt da schon mal was zusammen. Woher das Geld kommt, muss man schauen, denn man muss so ehrlich sein, dass es sich hierbei um die Klimakosten der Nahrungsmittelproduktion handelt und nicht um reine Stromproduktionskosten.
Natürlich kann Wind und Solar im einstelligen Bereich produzieren, aber dann geht man davon aus, dass sie so einspeisen, wie es gerade vom Wetter her passt. Wenn Solar und Windstrom genauso kontinuierlich oder gezielt liefern sollen, dann gehört eine Speichertechnologie dazu. Und wenn das Paket angeboten werden soll, liegt man sicherlich auch nicht weit weg von 15 ct theoretisch, und wenn es morgen so umgesetezt werden soll, sicherlich auch bei weit über 20ct.
Darüber hinaus muss man dann schauen, wie sich der Markt entwickelt: Wird eine zu hohe Vergütung beschlossen, haben wir die gleichen Marktverwerfungen wieder wie 2009-2011, wo plötzich für Gülle gezahlt wurde oder sehr lange Streckentransporte gleistet wurden. Wenn die Vergütung gering bleibt, wird das nicht geschehen.
Helfen würde auch eine Pflicht der Viehhalter zum Klimaschutz, in dem sie dafür sorgen müssen, dass ihre Wirtschaftsdünger klimafreundlich verwendet werden. Somit kämen sie in die Pflicht die Dienstleistung einer Biogasanlage zu nutzen. Ich denke wenn sich da die Politik Gedanken macht, kann man da viel gutes bewegen.
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Kohl
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Beitrag von Kohl »

Soweit korrekt, es kommt meiner Meinung nach ein weiteres Problem hin zu:
Wie sieht die Viehhaltung in Zukunft aus?
Es gibt viele Regionen, da wird es zu einem enormen Wegfall von Tierbeständen kommen.
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Jens
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Beitrag von Jens »

Dann brauchen wir dort auch keine Gülle-Vergärung. Wo kein Problem ist, brauchen wir auch keine Lösung.
Aber was ist mit Stroh und anderen Nebenprodukten im Ackerbau ? Und die eine oder andere Pflanze, die in die Fruchtfolge passt, darf dann sicherlich auch wirtschaftlich in die Anlage.
Aber da stimme ich zu. In reinen Ackerbauregionen wird es Biogas schwieriger haben, eine neue Aufgabe zu finden, als in Viehregionen.
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H.E
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Beitrag von H.E »

Jens hat geschrieben:Batterieautos sind ja auch prima, vor allem wenn man den technischen Fortschritt noch ein bisschen einbezieht.
Aber wie beim Mährdrescher gitb es auch Langstrecken-PKW, die größere Reichweiten benötigen.
Ich denke es ist wichtig, das ganze technologieoffen zu fördern. Wenn CO2 besteuert wird, kann sich jeder überlegen, ob Biomethan oder Strom die bessere Variante für sich ist. Und dann wird das wohl auf irgendwas mit 70-80%Strom-PKW und der Rest Biomethan oder andere E-Fuels werden, so ist meine Vermutung.
Solange der Bergsteiger zum Essen warm machen eine Gasflasche mitnimmt, und keine Batterie, hat das Biomethan seine Berechtigung
Langstrecke geht ja auch schon elektrisch und die Alternativen auf dem E Auto Sektor nehmen ja auch zu.
Deine Denke bezüglich der Förderung und Daseinsberechtigung von Biomethan kann ich nachvollziehen ,finde ich nicht verkehrt aber sehe noch etwas weniger Potenzial als Du es vermutest.
Gasnetze werden zur Versorgungsdeckung immer und ewig einen Bärenanteil fossilen Erdgases benötigen.
Gas wird zunehmends ein Nischenprodukt ,einzig zum heizen und für eine kleine Mobilitätsbranche.
Strom ist leichter händelbar ,vielseitiger ,bequemer usw.
Ich sehe da nur eine begrenzte Daseinsberechtigung welche aufgrund der mangelden Größe und somit wenig Optionen,Wettbewerb,Interesse,letztlich Potenziale
Ist aber nur meine persönliche Denke(Befürchtung)
lerche hat geschrieben:http://gasfill.com
Könnte man sowas nicht für den "Hausgebrauch" (eigene PKW) mit unaufbereitetem Gas betreiben? Würd mich schon lang reizen. Dann könnt ich auch meine Vorbestellung bei Herrn Musk canceln...
Würde ich unabhängig von deinem Vorschlag nicht canceln.Die karre macht Laune.

Unaufbereitet glaube ich an null Erfolg .
Jens
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Beitrag von Jens »

H.E hat geschrieben:

Gasnetze werden zur Versorgungsdeckung immer und ewig einen Bärenanteil fossilen Erdgases benötigen.

Strom ist leichter händelbar ,vielseitiger ,bequemer usw.
.
In Paris wurde 2015 beschlossen, den fossilen CO²-Ausstoss bis 2050 auf "null" abzusenken, d.h. auch das fossile Erdgas muss verschwinden. Das "immer und ewig" kann also maximal nur noch 32 Jahre sein.

Ob Stromnetze leichter händelbar sind, wird sich zeigen, wenn erst einmal jedes Haus einen 120kw-Power-Ladeanschluss beantragt oder alle gleichzeitig in der Stadt am Arbeitsplatz ihre Autos aufladen wollen..... Nein, dass ist etwas überspitzt, aber trotzdem: Ein Stromnetz nicht nicht unbegrenzt belastbar oder planbar. Auch da werden Grenzen auftauchen...

Ich glaube wir bekommen 3/4 Elektro-Mobilität und 1/4 Biomethanmobilität. Dazu können wir Stroh, Gülle, Mist und Reststoffe vergären und es auch jedem Bürger als nachhaltige Energiequelle vertretbar erklären.
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H.E
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Beitrag von H.E »

Jens hat geschrieben:
H.E hat geschrieben:

Gasnetze werden zur Versorgungsdeckung immer und ewig einen Bärenanteil fossilen Erdgases benötigen.

Strom ist leichter händelbar ,vielseitiger ,bequemer usw.
.
In Paris wurde 2015 beschlossen, den fossilen CO²-Ausstoss bis 2050 auf "null" abzusenken, d.h. auch das fossile Erdgas muss verschwinden. Das "immer und ewig" kann also maximal nur noch 32 Jahre sein.

Ob Stromnetze leichter händelbar sind, wird sich zeigen, wenn erst einmal jedes Haus einen 120kw-Power-Ladeanschluss beantragt oder alle gleichzeitig in der Stadt am Arbeitsplatz ihre Autos aufladen wollen..... Nein, dass ist etwas überspitzt, aber trotzdem: Ein Stromnetz nicht nicht unbegrenzt belastbar oder planbar. Auch da werden Grenzen auftauchen...

Ich glaube wir bekommen 3/4 Elektro-Mobilität und 1/4 Biomethanmobilität. Dazu können wir Stroh, Gülle, Mist und Reststoffe vergären und es auch jedem Bürger als nachhaltige Energiequelle vertretbar erklären.
Nicht falsch verstehen.
Ich kann mir das so schon vorstellen ,
wobei zum einen 32 Jahre für mich noch unendlich erscheinen ,vor allem wenn das Zeitalter durch Menschen wie Musk geprägt wird, das Pariser Abkommen ein Ziel definiert welches erst einmal ansatzweise erfüllt werden muss ,bzw. sich als Missverständnis der Jahrtausendwende herausstellen könnte (leichte Ironie meinerseits).

Beim Stromnetz könnte man natürlich Diskussionen über ewig Zeiten führern welche Massnahmen die richtigen seien könnten.
Wir dürfen nicht vergessen das hier auch immer industrielle und staatliche Finanz-Absichten miteinfließen welche nicht unbedingt der Realität und Logik gleichkommen.
Ich hoffe auf einen weiteren Schub Richtung Dezentralität ,vor allem Eigenheim -Speicherung ,idealerweise mit bidirektionaler Ladefähigkeit der Fahrzeugakkus.
Hier müsste aber erstmal viel Bürokratie in die richtige Richtung bewegt werden.
Keinen Schimmer wie weit Power-to -Gas ein Thema wird,
Großbatterienspeicher,etc.
Pumpspeicherwerke sind aussen vor.Da ist nichts mehr groß an Zubau aus verständlichen Gründen zu erwarten.

Deinem letzten Absatz folge ich vom Prinzip her komplett wobei ich ich skeptisch bin bezüglich des Anteils von 25 % wenn kaum mehr Nawaros zum Einsatz kommen.
Power to Gas könnte da aber eine interessante Rolle einnehmen.
Jens
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Beitrag von Jens »

In 32 Jahre Jahre auf CO² null bedeutet ja nicht, dass 32 Jahre lang nichts passiert und dann ganz viel. Wenn nichts passiert haben wir sogar nur noch 20 Jahre, dann ist unser CO²-Budget aufgebraucht.
Daher denke ich, dass sich schon in den nächsten 10 Jahren die ersten Technik auch in Massen auf den Weg machen werden, so wie z.B: Tesla. Aber eben auch die Biogasbranche muss zeigen, wass sie kann.
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