Nach EEG Ende...und dann?

Alles was in die anderen Themen sonst nicht richtig reinpasst (z.B. Biogas und Landwirtschaft im Rahmen der EEG-Novelle, rechtliche Aspekte, Gärrestbehandlung, Emissionsproblematik...)

Moderator: Schlattmann

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Mischa
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Nach EEG Ende...und dann?

Beitrag von Mischa »

Hallo zusammen!

Ich habe immer wieder Diskussionen, was eigentlich nach der EEG-Vergütung noch möglich ist. Wie sicher den meisten bekannt ist, gibt es die Möglichkeit, an Ausschreibungen zu teilzunehmen. Laut aktueller Meldung BNetzA zur 2. Ausschreibungsrunde war diese wohl deutlich unterzeichnet und die meisten Anlagen erhielten den Höchstwert der Vergütung von 16,73 ct/kWh. Wie aufwändig die Ausschreibung ist, kann ich nicht beurteilen, aber vllt. kann hier jemand eine Praxiserfahrung beisteuern?

Wäre es denn auch möglich nach dem Auslaufen der EEG Vergütung die "alte" Anlage zu modernisieren oder eine komplett neue Anlage auf dem alten Standort zu bauen, z.B. in der 75 kW Klasse, um nochmal eine EEG-Vergütung zu bekommen?

Danke schon einmal für Rückmeldungen.
Jens
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Beitrag von Jens »

Ist doch alles kein Problem: 5 fach Überbauen mit der jetzigen Flex-Prämie und dann in Zukunft so viel Geld durch flexible Einspeisung verdienen, dass die niedrigen EEG-Anschluss-Preise locker kompensiert werden können. Das gibts kein Risiko. :lol: :wink:
f-mate
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Beitrag von f-mate »

Es ist keine einfache Frage, eine eindeutige und richtige Antwort gibt es nicht.

Ich würde eine sehr detailierte Wirtschaftlichkeitsprüfung machen, unterschiedliche Möglichkeiten berechnen.

1. Du schließt die Anlage: viele meine Landesleute haben das selbe gemacht. In Österreich machen das wahrscheinlich auch viele. Hier in Deutschland machen bestimmt einige das selbe.
2. Du nimmst teil an der Ausschreibung, dir ist klar, dass die Voraussetzungen hart sind, es ist nicht mehr möglich nur mit Maissilage die Anlage zu füttern. Was sind die alternative Substrate, welche Umbaumaßnahmen sind notwendig für die neue Substratmischung, gibt es genug andere Substrate als Maissilage? Willst du es wirklich weitermachen?

Ich denke jeder soll mindestens 1 Jahr vor dem Lebensende des BHKWs über die Teilnahme an der Ausschreibung gedanken machen.

Biomethan ist auch nicht die Lösung, da NaWaRo ab 2022 keine Zukunft mehr hat. Nur Abfallanlagen haben eine Zukunft...
Jens
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Beitrag von Jens »

...und das ist die Diskussion, die momentan in Fachzeitschriften oder Veranstaltungen zu wenig diskutiert wird. Im Prinzip wird überall davon geredet, dass man jetzt im großen Stil Flexibilisierem sollte, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Man ist damit aber nicht für die Zukunft gerüstet, denn die Hauptfrage, welche Substratart und welche Grundvergütung, wird nicht beantwortet.
Was nützen einem 2 MW auf dem Hof, wenn die Grundvergütung für Maissilage nicht ausreicht und andere Substrate nicht verfügbar sind oder technisch gar nicht möglich ?
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TT-Hase
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Beitrag von TT-Hase »

Vor allem sind mindestens 95 % der alternativen Substrate teuerer als Mais wenn man alles einrechnet.
Jens
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Beitrag von Jens »

bezogen auf die kwh Strom ja,

wenn man die Kosten je kg CO2-Vermeidung berechnet, sieht die Welt bei Abfall, Mist und Gülle wieder anders aus.

Deswegen ändert die Politik ja langsam die Richtung. Ich denke da gibt es noch einiges an Diskussions- und Entwicklungsbedarf.
explicit09
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Beitrag von explicit09 »

Die Krux in unserer Branche ist ja leider, dass wir momentan zu 100% von der Politik abhängig sind.
Da ist es schwierig Vorhersagen zu treffen, denn die Anschlussförderung ist für die Meisten ja erst in frühestens sechs Jahren akut, da kann sich noch viel ändern. Kein Mensch weiß ob ein grüner, roter, schwarzer oder vllt sogar blauer Wirtschaftsminister das EEG 2024 konzipieren wird. Ich halte es jedenfalls so, dass sich eine Flexibilisierung in der verbleibenden Restlaufzeit amortisieren muss, alles danach ist Bonus und im Notfall wird danach Gülle vergärt oder abgerissen.
So wie es momentan geregelt ist, sehe ich für mich wenig Sinn, die Höchstvergütung unterliegt ja auch einer Degression und für 14 cent kann ich nicht Strom produzieren, zumal sich ja auch nicht abzeichnet, dass die Produktion billiger werden könnte.
Lenkgiraffe
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Beitrag von Lenkgiraffe »

Ich sehe das auch extrem schwierig zu pauschalisieren. Die Anlagen, die nur noch ein paar Jahre EEG zur Verfügung haben, müssen eine Flexibilisierung genau rechnen. Flexprämie läuft ja 10 Jahre, da fehlen unter Umständen ein paar Jahre.
Alle größer 10 Jahre Restlaufzeit können einfacher rechnen (weniger Risiko). Nach 10 Jahren läuft die Prämie aus - danach Schlüssel umdrehen und fertig. Lohnt sich die Produktion weiterhin, weitermachen.

Pauschal 5-fach überbauen ist jedenfalls nicht der richtige Weg.
gadget
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Beitrag von gadget »

Ob die Stromproduktion überhaupt noch das Ziel von „Biogas“ sein soll wird sich zeigen.
Zig-Fache Überbauung, komplizierte Einspeisezyklen, Start – Stopp Betrieb, niedrigere Einspeisevergütungen, riesige Gasspeicher, 5 –fache Gasregelstrecken, Trafos XXL usw. wer soll für die Kosten aufkommen, der Betreiber, der Stromkunde, die EVUs?

Flexible Gasproduktion und Teillastbetrieb der Fermenter?!
Stellt sich die Frage wie flexibel.
Stundenweise, Tageweise, Wochenweise oder nur noch in den Wintermonaten, wenn gerade die Sonne nicht solange am Himmel steht und der Wind auf sich warten lässt?

Kein normaler Betrieb überlebt mit nur wenigen Prozenten Auslastung. Und unsere Bakterien sind kein Dieselaggregat, das man im ½ Stundentakt ein- und ausschalten kann.

Eines muss uns klar sein, wir leben hauptsächlich von Subventionen. Aber anders als in früheren Zeiten, in denen das Geld für die Butterberge in den Taschen windiger Geschäftemacher verschwand, kommen diese Subventionen direkt bei den Landwirten an.
Ohne Biogasanlagen geht ein Großteil der deutschen Landwirtschaft den Bach runter oder muss wieder an den finanziellen Tropf.

12 000 Biogasanlagen; durchschnittlich 500 000 € Erlöse; und das 20 Jahre lang. Ohne dieser zusätzlichen Verdienstquelle wäre unsere Landwirtschaft genauso (über-) verschuldet und schwach wie im Rest der EU.
Leider sind unsere Politiker zurzeit mit anderen Themen (über-) gefordert. Hauptsächlich aber mit sich selbst….

Ein Ausweg kann die biologische Gasproduktion sein.

Unsere Anlagen könnten, ohne Unterbrechung und ohne den ganzen Flex quatsch Gas produzieren. Dann das Gas aber nicht selber verbrennen, sondern als Kraftstoff für Verkehr oder Gasturbinen ins Gasnetz einspeisen und weiter vermarkten. Letzteres hätte auch gleich eine Verdopplung des el. Wirkungsgrades zur Folge und wir wären die Motoren und die EVUs los.

Die Wärme zum Heizen der Behälter kommt dann eben nicht mehr vom BHKW, sondern von den Elektrolyseuren und dem Umwandlungsprozess von H2 und CO2 zu Methan.
Wade
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Beitrag von Wade »

gadget hat geschrieben: Ohne Biogasanlagen geht ein Großteil der deutschen Landwirtschaft den Bach runter oder muss wieder an den finanziellen Tropf.

12 000 Biogasanlagen; durchschnittlich 500 000 € Erlöse; und das 20 Jahre lang. Ohne dieser zusätzlichen Verdienstquelle wäre unsere Landwirtschaft genauso (über-) verschuldet und schwach wie im Rest der EU.
Solange 500-1000€/ha Pacht gezahlt wird seh ich eigentlich nicht dass die Landwirtschaft den Bach runter geht...
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