Unwirtschaftlichkeit herkömmlicher Biogasanlagen dank EEG

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Moderator: Stulle

lukaketterer
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Unwirtschaftlichkeit herkömmlicher Biogasanlagen dank EEG

Beitrag von lukaketterer »

Hallo Zusammen,

ich schreibe aktuell meine Bachelor-Arbeit mit dem Thema: Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen unter der aktuellen EEG Novelle
Sie soll darstellen warum der Betrieb von herrkömmlichen BGAS nicht wirklich rentabel ist und die 75kW Anlage als einzige Lösung offen bleibt. (stark vereinfacht)

Ich habe mich bereits tagelang durch sämtliche Gesetzestexte etc. gewurstelt aber je mehr Info, desto schwammiger wird das Ganze.

Bei folgenden Fragen tappe Ich im Dunkeln:

- Warum ist das aktuelle Vergütungssystem für herkömmliche Anlagen nicht wirtschaftlich (wenn möglich an Beispiel erklärt) ?
- Was genau ist die Auschrieibung, Direktvermarktung, Flexpreis? möglichst einfach erklärt bitte
chefmax
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Beitrag von chefmax »

- bad day - :roll:
Zuletzt geändert von chefmax am 10.08.2017, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
Küspert
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Beitrag von Küspert »

Ab wann ne Anlage unwirtschaftlich ist, hängt von mehr als nur ein paar Faktoren ab.

Und ne gute Anlaufstelle ist wohl u.A. Biogas Forum Bayern
Hmpf :(
gadget
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Beitrag von gadget »

Stark vereinfacht würde ich sagen; ob eine Anlage rentabel oder defizitär ist hängt nicht von der Größe der BGA oder dem Preis für die Einsatzstoffe ab.

An erster Stelle steht die Betriebsführung und die Einsatzbereitschaft der Betreiber und Beschäftigten.

Verfügbarkeit und Auslastung sind die Parameter, auf die es ankommt.
z.B.: Billige Maissilage nutzt nichts, wenn der Lieferant nicht auf seine Kosten kommt und im folgenden Jahr dankend abwinkt,
oder wenn der Betreiber niemanden hat, der auch am Samstagaben eine Maschine (egal was; Einbringung, RW, BHKW, Lader...) zerlegt und wieder in Gang bringt, sondern erst auf den Monteur in der folgenden Woche warten muss.

An zweiter Stelle steht die Planung und Ausführung.
Ich streck mich jetzt mal sehr weit aus dem Fenster!!!
Betreiber die sich eine niederbayerische Hydrolyse Anlage aufschwatzen lassen oder ließen sind schon von Haus aus platt.
Viel zu teuere und komplizierte Planung und Ausstattung. Kostenintensiv und wegen der vielen Komponenten störanfällig, ineffektiv und unproduktiv. Dazu noch ein astronomischer Eigenstromverbrauch!

Wird dann noch mit einer geschönten Gasausbeute (wegen der überlegenen und einzigartigen Zweibehälter - Hydrolyse 30 - 50 % mehr...) und der Verwertbarkeit von billigen landwirtschaftlichen Nebenprodukten kalkulliert, geht nicht nur die BGA den Bach hinunter, sonder auch noch der Hof......
kingkong
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Beitrag von kingkong »

Nun, naja. Also OK. Es stimmt schon, dass eine Bachelor-Arbeit wissenschaftlichen Ansprüchen genügen muss. Hier kann man lediglich diskutieren, ob man auf dem Holzweg ist. Zitierfähig ist hier sowieso nichts. (Quelle: Wikipedia :roll: :wink: ) In welcher Disziplin wird denn die Arbeit verfasst? Agrarwirtschaft? Wirtschaftswissenschaften?

Also bisschen meine Meinung:
1. Die Rentabilität hängt wohl von der Größe der Anlage ab. invest/kwel. inst. Leistung ist irgendwann bei der heutigen Technik und dem aktuellen Angebot und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen irgendwann ein Showstopper. Ich würde sagen, dass die Kosten für z. B. eine 75kW-Gülleanlage lächerlich hoch sind (pro KW und absolut). Da muss sich die Branche nicht wundern, wenn sie sich selber abschafft.
2. Zu teure Technik ist immer auf billigen Input angewiesen. Das ist dann reine Zockerei, die ins Auge gehen kann.
3. Viele kleine (und große) Änderungen der Rahmenbedingungen führen zu einer Verteuerung der Energieproduktion aus Biomasse. Die Regelungen sind teilweise reine Willkür, um die Branche kaputt zu machen.
4. Auf der anderen Seite muss man sich nicht wundern, wenn die Regelungen immer strikter werden, wenn einige Biogasanlagenbetreiber das Augenmaß, die Vernunft und die guten Sitten vergessen, bzw. verloren haben.

Insgesamt würde ich sagen, dass die Gesetzestexte schon eine gute Quelle für die Gründe der Unwirtschaftlichkeit von BGA sind. Nun also, ich denke, dass aktuell die Biogas-Branche den Zug verpasst hat, was die Entwicklung in eine gute Zukunft angeht. Photovoltaik und Windkraft sind wohl wettbewerbsfähiger. ACHTUNG: Das Argument Regelbarkeit als Argument für Biogasanlagen interessiert nur, wenn die Produktionskosten (von mir aus pro Einheit) nicht noch weiter steigen.
papp
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Beitrag von papp »

Seh das anders

Wichtig ist zuerst mal der Standort
- nah an nem grossen Wärmekunden oder halt am Gasnetz
- nah am " Billigsubstratkunden" (Kommune oder Lebensmittelindustrie)
- nah am Gratissubstratkunden (Gülle und Mist) Transport kostet aktuell 8ct /t / km

Dann ist Flexibilität sehr wichtig
Man muss schnell auf alternative Futtermittel auf erhöhten Wärmebedarf und auf Betriebspannen reagieren können

Gewisse Sicherheitsmechanismen wie Bankgarantien Rechtschutz und Notfalllösungen sollten oft genug aktualisiert werden.
Das mit Grösse ist nicht unrelevant, ab einem gewissen Niveau hast du einfach bessere Karten bei Kommunen und Behörden.
"Les promesses n'engagent que ceux qui y croient"
kingkong
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Beitrag von kingkong »

[quote="papp"]Seh das anders

Wichtig ist zuerst mal der Standort
- nah an nem grossen Wärmekunden oder halt am Gasnetz
- nah am " Billigsubstratkunden" (Kommune oder Lebensmittelindustrie)
- nah am Gratissubstratkunden (Gülle und Mist) Transport kostet aktuell 8ct /t / km

Dann ist Flexibilität sehr wichtig
Man muss schnell auf alternative Futtermittel auf erhöhten Wärmebedarf und auf Betriebspannen reagieren können

Gewisse Sicherheitsmechanismen wie Bankgarantien Rechtschutz und Notfalllösungen sollten oft genug aktualisiert werden.
Das mit Grösse ist nicht unrelevant, ab einem gewissen Niveau hast du einfach bessere Karten bei Kommunen und Behörden.[/quote]

Das sind natürlich weitere wichtige Faktoren. Die Standortwahl entscheidet natürlich auch über den Erfolg oder Misserfolg. Aber wenn eine 75kW-Gülleanlage kurz an 10000 Euro pro Kw inst. Leistung kostet, kann ein perfekter Standort höchstens noch für eine schwarze Null sorgen.
Küspert
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Beitrag von Küspert »

Nö, denn bei 75kW Anlagen kommt noch hinzu:

* besserer Düngewert/Düngeverwertung von Gärrest als von Gülle
* bei höherer GV-Zahl kostet dich eigentlich wenig
* du kannst dein Wohnhaus mit heizen und sparst dir i.d.R. ne Heizung oder ne Erneuerung

Dass die Technik es selbe kostet wie bei einer "normalen, größeren Anlage" mag schon sein, aber bei der 75kW Anlage muss man halt noch ein wenig weiter differenzieren.

Kann also nicht einfach beantwortet werden.
Hmpf :(
gadget
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Beitrag von gadget »

Bei der Frage nach idealen Voraussetzungen kann man zwei Wege gehen.

1. Sich Anlagen raussuchen bei denen es gut läuft.

2. Anlagen unter die Lupe nehmen, die Pleite gegangen sind, die den Betrieb eingestellt haben oder die schon zigmal den Besitzer gewechselt haben.

Ich selber habe mal eine Zeitlang für Fondanlagen gearbeitet. Die hatten zu ihrer besten Zeit 23 Biogasanlagen am Laufen. Von 150 - 3 000kW/h.

Mittlerweilen sind alle verkauft, versteigert (einige sogar mehrmals) oder stillgelegt.

Zur BGA in Naivasha:

Die Betreibsbedinungen könnten dort nicht besser sein. Jeder von uns würde sich danach die Finger lecken;

- Substrat umsonst lediglich abholen und in den Fütterer werfen (eigentlich in unbegrenzten Mengen)
- Wärmeabnahme das ganze Jahr
- Einspeisetarif umgerechnet 0,10 €uro pro kW/h
- Monatslohn 100 - 200 Dollar pro Mitarbeiter
- keine Lagerung von Gärresten oder Silagen

Doch das alles garantiert noch lange nicht den Erfolg, wenn es an gut ausgebildeten Mitarbeitern fehlt und wenn die BGA von einem (gewissenlosen) Anbieter kommt der seine eigenen (-finanziellen-) Bedürfnisse an erste Stelle stellt.
lukaketterer
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Beitrag von lukaketterer »

vielen Dank für die teilweise sehr hilfreichen Antworten.

um mich eventuell zu "rechtfertigen": Ich werde im September mein duales Studium in Fachrichtung BWL beenden. Während meiner Ausbildungszeit war ich bei einer kleinen Firma in der Schweiz, welche den Bau von Bioagasanlagen plant, jedoch war ich bisher mit den Rahmenbedingungen in DE weniger konfrontiert und mein Arbeitsbereich konzentrierte sich auf andere Dinge.

Der Anspruch meiner Universität ist es nicht unbedingt eine umfassende und perfekte Darstellung aller Einflussfaktoren der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu präsentieren sondern viel mehr ein konkretes (überspitztes) Problem vorzustellen und dies zu behandeln. Ob es sich dabei um die Erstellung einer Lösung/Produkt etc. oder nur der Aufzeigung eines Lösungswegs oder implementierung einer Lösung geht, ist dahingestellt.

Meine grobe Idee für den "Praxisteil" ist es, anhand der voangegengenen Einführung (Entwicklung des Vergütungssystems/Anforderungen etc im EEG 2009-2017) eine Beispielwirtschaftlichkeit einer nicht rentablen BGA darzustellen um dann als Beispiel für die Lösung eine rentable 75KW Anlage zu zeigen. Der weitere Weg wäre dann quasi eine Art Marktrecherche/analyse für mögliche Kunden (Standort, Potential, Substrate etc) zu vollstrecken um als Firma mithilfe dieser Anlagen möglichst viel zu profitieren in einem suboptimalen Markt. Mein Ansatz dafür, sind 75 kW Anlagen auf Gestüten//Pferdehöfen.
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