Zu wenig Leistung

Alles was mit dem eigentlichen Prozess der anaeroben Umsetzung von organischer Substanz zu tun hat sowie allgemeine Themen rund um Biogas

Moderator: Schlattmann

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theanswersalwaysyes
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Beitrag von theanswersalwaysyes »

@ BiogasR

Der FOS ist ein Maß für die organischen Säuren im Substrat. Der TAC ein Maß für die größe des Puffers. Tendenziell sollte es immer weniger Säuren geben, als der Puffer aufnehmen kann. Ansonsten droht ein Umkippen (Versauern) der Anlage. Bei Werten ab 0,6 sollte man wachsam sein. Da bist du weit weg. Aber man sieht bei dir, dass du einen sehr großen Puffer hast. Die Hälfte davon wäre super. Der hohe Wert kommt durch sehr hohe Nährstofffrachten (N-P-K) im Substrat. Diese sind ebenfalls zuständig für den hohen pH-Wert, der unter 8 kommen sollte. Diese hohen Werte kommen durch den hohen HTK(und ähnliche...)-Anteil, der früher gefüttert wurde gepaart mit Rezirkulation (führt zur Aufkonzentration der Nährstoffe). Das erklärt auch, warum der Schub durch die Impfgülle kam -> die Suppe wurde dadurch in einen gesünderen Bereich verdünnt. Eigentlich bräuchtest du noch mehr davon...

Ich würde daher auf jeden Fall den HTK vorerst absetzen. Und eine NPK-Anlayse von Fermenter und Nachgärer. Wobei die dir auch nur sagen werden, dass du zu viel davon hast... Auf keinen Fall die Ration davon erhöhen. Und 80% HTK kann ich nicht glauben. Was soll da die Aktivkohle ausrichten? Die holt Schwefel aus dem Gas und evtl. auch bissel Ammoniak (aber die Aufnahmefähigkeit ist sehr gering), aber die holt dir nicht den Ammonium aus dem Substrat im großen Stil. Zumindest weiß ich nicht wie das gehen soll. Ich glaube, das verwechselst du mit Schwefel.

Ich finde die 410 kW bei einer so hoch belasteten, nährstoffüberversorgten Anlage auch echt nicht schlecht. KTBL sagt bei der Mischung ungefähr 430 kW. Da kann man sicherlich drüber kommen, aber für 530 kW brauchts mehr Material.

Die hohen Essigsäurewerte, der pH und niedrige Gasqualität sprechen schon für Prozessschwierigkeiten und nicht nur Futtermangel.

Essigsäure ist schon hoch, aber für deinen hoch belasteten Fermenter normal. Du hast immerhin ne Raumbelastung von 12 kgOTS/m³d. Da muss die Essigsäure hoch sein. Die Gefahr des Kippens (Versauerns) ist bei dir ohnehin gering im Moment. Mehr Material sollte auch Nährstoffe minimieren, kann man denke ich schon probieren. Muss halt leicht verdaulich sein, ansonsten wandert es bei nem gehemmten Prozess einfach durch. Besser wäre verdünnen, also frische Gülle rein und NG-Flüssigkeit raus. Aber das ist meist schwierig...
Generell ist die Ration im Moment sehr gut, aber man muss halt den "alten Scheiß" aus dem System kriegen. Schön die Anlage auf "Entschlackungskur" schicken...

@ Moelli
Warum willst du den Nachgärer separieren? Einfach um es flüssiger zu kriegen? Ich glaube dem eigentlichen Problem hilft das nicht so viel.
BiogasR
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Beitrag von BiogasR »

Ok werde die neuen analysen abwarten und dann mit feuchtmais anfangen
In den fermenter möchte ich separieren um es flüssiger zu bekommen
gadget
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Beitrag von gadget »

BiogasR hat geschrieben:
Moelli hat geschrieben:Das dürfte eine Schmack Anlage sein. Wieviel rezirkulierst du? IThomas
Werte aktuell
Rezirkulation 50 kubik pro tag
Wie viel soll ich das zurücknehmen?
Du meinst noch mehr füttern?

Danke
Sollte es sich um eine Schmack BGA handeln, so ist die Leistung zum Substrateinsatz ein Ordnung.
Zur Gasausbeute nach Biogashandbuch Bayern:
Maissilage 33% um die 190m³/t TM -/- 21 t x 190m³ / t = um die 4 000 m³
HTK 30 % ..........um die 112m³/t TM -/- 2 t x 112m³ / t = 224 m³
G´PS 28%..........um die 150m³/ t TM -/- 2 t x 150m³ / t = 300 m³
Gesamter Gasertrag um die 4 600m³ / d = 192m³ / h

Mit einem modernen BHKW sollten daraus um die 400kW/h el rauskommen.

Ich habe selber einige Jahre Schmack BGAs betreut und habe beim Rezirkulieren darauf geachtet, dass sich der Euco alle 3 - 4 Tage ausgetauscht hat.
Wenn die Verweilzeit im Euco zu lange ist, bauen sich die Säuren schon dort ab, bevor es ans eigentliche Füttern im Nachgärer geht.
Vergiss den FOS/TAC im Euco, der ist, wenn er alle 3-4 Tage umgepumpt wird nur so was wie eine Hydrolyse.
Was die Biologie dort aushält vorausgesetzt die Spurenelementeversorgung ist i.O. kannst du an der folgenden Analyse sehen.

Bild
BiogasR
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Beitrag von BiogasR »

Danke für die Antwort.
Da kann ich ja unbesorgt sein.
Du meinst ich soll mehr rezirkulieren?

mfg
Moelli
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Beitrag von Moelli »

c@the... Es würde Sinn machen die Flüssigkeit direkt in den Fermenter zu bringen. Ich kenn aber die Aufstellungen solcher Konzepte und da ist das dann nicht immer so leicht umzusetzen. wir hatten daher oft einfach aus dem NG separiert und wider zurücklaufen lassen. Somit hat man das ganze System auch dünner bekommen. Besser ist es aber direkt in den Fermenter.

Dein "Berater" hat denke ich noch keine Anlage mit diesem Konzept betreut, sonst würde er nicht so einen Schmarrn erzählen. Über Sinn und Unsinn dieser, wie Papp geschrieben hat "Hamsterkiste" kann man streiten, und ich denke ich würde persönlich auch keinen bauen wegen der Kosten. Wenn man ihn aber hat, so soll man sinnvoll damit umgehen. Die Säurenwerte im EUCO sind "wurscht" solange die Essigsäure 2-3mal von der Propionsäure ist. Geht das in Richtung 1:1 dann wird's kritisch. Bei keinen oder geringen Säurenwerten im NG Rezirkulation erhöhen und somit gehen die Werte wieder runter. Im NG Säurenwerte nahe null anstreben. Dann passt das.

@Gadget. Diese 3-4 Tage ist normal. Ich hab das nur gemacht wenn es technisch (damit es sich dreht und das Rührwerk nicht stehenbleibt) nötig war bzw. die Säuren zu hoch wurden. Ansonsten immer möglichst wenig rezirkulieren. Dann bekomme ich eher eine "Hydrolyse" hin und hab dann leichtverdauliche Säuren für den NG. Je mehr ich rezirkuliere desto weniger Hydrolyse hab ich. Bei deiner Analyse aus Schrobenhausen hätte ich Rezirkulierung runtergedreht. Das Monsterrührwerk dort hätte es sicher vertragen und die Säurenwerte im NG wären runtergegangen und nicht ins Endlager.

Daher nicht auf neue Analysen warten sondern füttern. Hemmung ist da nicht akut da sonst die Säurenwerte ganz andere wären.
gadget
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Beitrag von gadget »

Moelli hat geschrieben:
Dein "Berater" hat denke ich noch keine Anlage mit diesem Konzept betreut, sonst würde er nicht so einen Schmarrn erzählen.

@Gadget. Diese 3-4 Tage ist normal. Ich hab das nur gemacht wenn es technisch (damit es sich dreht und das Rührwerk nicht stehenbleibt) nötig war bzw. die Säuren zu hoch wurden. Ansonsten immer möglichst wenig rezirkulieren.
Bei deiner Analyse aus Schrobenhausen hätte ich Rezirkulierung runtergedreht. Das Monsterrührwerk dort hätte es sicher vertragen und die Säurenwerte im NG wären runtergegangen und nicht ins Endlager.

Daher nicht auf neue Analysen warten sondern füttern. Hemmung ist da nicht akut da sonst die Säurenwerte ganz andere wären.
Die Werte haben natürlich eine Vorgeschichte.
Nachdem wir damals nicht mehr auf Volllast kamen wurden wir von der Leitwarte angewiesen mehr zu füttern. Als wir bei rund 50 t am Tag (800m³ Euco) für 700kW/h ankamen und der Trend weiter noch oben ging, war klar, dass irgendwas nicht mehr stimmen konnte.
Nach gut 1 1/ 2 Jahren hatte sich die Biolene vom Coccus verabschiedet. Die Biologie hat es aber schadlos überstanden.
Das oben beschriebene Monsterrührwerk war wirklich der Hammer, kam aber leider für Schmack Biogas zu spät. Auch wurde der kurze Euco mit der Biolene nicht zum Schmack Standart Fermenter.
Hätten Schmack das RW schon von Anfang an verbaut und nicht das "Beheizte Kettenantrieb Rührwerk" mit dem winzigen Getriebe (war wohl aus einer Taschenuhr) wäre deren Firmengeschicht wahrscheinlich anders verlaufen.

Damals hielt ich Schmack für unseriös. Betrachte ich die Hochleistungs Hydrolyse Systeme von SchneeKatzen sehe ich das anders. Deren Projekte sind darauf ausgelegt mit möglichst viel Technik möglichst viele Provisionen zu kassieren.
Bei den Schmack BAGs kann man mit ein paar Umbauen wenigstens über die Runden kommen, mit den technisch aufwendigen aber sinnlosen doppelten Hydrolyse Dingern höchstens pleite gehen.
Konnte mich letzten Monat vor Ort überzeugen.
Naivasha wurde für 2 800 kW/h ausgelegt und läuft heute nach einigen Verbesserungen gerade mal mit 300kW/h.
..... die geringe Auslastung soll mit der niedrigen Einspeisevergütung von gerade mal 0,10 €uro / KWh zu tun haben!? :shock: :shock: :evil: .... Wenn mir das Futter kostenlos auf die BGA geliefert würde und ich lediglich 200€ pro Beschäftigten blechen müsste, käme ich mit weniger aus .....

Doch zurück zum Thema:
Ich würde die Fütterung und die Rezirkulation erhöhen.
... wenn es das "Kettenrührwerk" mitmacht.
BiogasR
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Beitrag von BiogasR »

Ja der Seperator ist so geplant, dass die flüssigkeit dann in den fermenter geht.
Was heißt Kettenrührwerk ist ein Rührwerk mit rießigem motor und getriebe
Ja werde die fütterung jetzt dann erhöhen gegen den Willen des Beraters
Kann ich anhand der säurewerte im ng erkennen, ob alles gut abgebaut ist oder?
Wie ist es mit Hafer GPS 28% ts wird sich das negativ auswirken auf die biologie muss aber anfangen da mir sonst im april der mais ausgeht?

Danke für die Antworten!
Moelli
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Beitrag von Moelli »

Zumindest siehst du an den Werten vom NG das keine leicht abbaubaren Säuren in das Endlager gehen. Das soll das Ziel sein.
Wenn du Hafer GPS fütterst musst halt mehr to als beim Mais planen da du weniger TS und weniger Energie drinnen hast. Aber wenn du so knapp bist mit Futter wärs evtl sinnvoll so viel zu füttern damit du bis zur nächsten Ernte durchkommst.
gadget
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Beitrag von gadget »

BiogasR hat geschrieben:Ja der Seperator ist so geplant, dass die flüssigkeit dann in den fermenter geht.
Was heißt Kettenrührwerk ist ein Rührwerk mit rießigem motor und getriebe

Danke für die Antworten!
Schamck hatte mal Biogasanlagen gemacht, bei denen das liegende Rührwerk im Fermenter mit einer Kette angetrieben wurde.
Dazu war im Rührwerk auch noch die Fermenterheizung mit integriert.
Vom Gedanken her eigentlich super, aber von der technischen Seite ein Katastrophe.
Entweder war es undicht, oder der Kettenantrieb (Ritzel, Kette oder Spanner...) machten Probleme oder auch beides gleichzeitg.

Was dann keine Probleme mehr machte, seit mehr als 10 Jahren super läuft und auch noch eine integrierte Meßeinheit für das Drehmoment in der Derhmomentstütze hat;
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BiogasR
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Beitrag von BiogasR »

Ja kann auch mein Drehmoment messen.
Hab keins mit Kettenantrieb.
Habe auch keine Fermenterheizung, sondern heize mit Rohrwärmetauscher während die Flüssigfütterung läuft.
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