Biologie degeneriert ???

Alles was mit dem eigentlichen Prozess der anaeroben Umsetzung von organischer Substanz zu tun hat sowie allgemeine Themen rund um Biogas

Moderator: Schlattmann

Al Kano
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Biologie degeneriert ???

Beitrag von Al Kano »

Hallo,
wie sehen eure Erfahrungen aus? Kann eine Fermenterbiologie durch z.B. eine erlebte Acidose (o.Ä.) so dauerhaften und unwiederbringlichen Schaden nehmen, das eine Neuanfahren sich rechnet. Ersetzen bei Fermenterkrisen tatsächlich schlechte `Eumel´
die guten `Eumel´

2. Frage:
Kann eine `degenerierte´ Fermenterbiologie durch ein (sehr langsames) anheben der Temperatur (41° C auf 51° C) und ein (wenn überhaupt nötig - wenn es beherrschbar ist) wiederabsenken erneuert werden?

Freue mich auf eure Erfahrungen

Al Kano
Bio-Sven
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Beitrag von Bio-Sven »

Moin,

zur 1.Frage: Durch eine Versäuerung kann die Biologie durchaus einen sehr großen Schaden nehmen, der aber unter Umständen auch wieder reparabel ist. (dann regeneriert sich die Biologie)
Ist der Behälter aber richtig umgekippt, sterben die meisten Bakterien (vor allem die Methanbildner) durch die für sie enthaltenen Giftstoffe, wie z.B. H2.
Das läßt sich nur durch Animpfen lösen. Man kann aber nicht sagen, daß die guten Bakterien durch schlechte ausgetauscht werden. Gewisse Bakterienstämme werden sich mit den geänderten Milieubedingungen arrangieren und evtl. überleben, andere für die Gasproduktion wichtige bakterien werden sterben und das gesamte System versagt dann.

zur 2.Frage: Ich glaube nicht daß das funktioniert, da Du damit allle Bakterien tötest die nicht gerade thermophil veranlagt sind.
Besser ist immer leer machen (weingstens zur Hälfte) und neu anfahren...

Gruß aus Hamburg.

Sven
Al Kano
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Beitrag von Al Kano »

Hallo Sven,

danke für deine Antwort.
Es geht bei meiner Frage, Gottseidank, nicht um einen umgekippten Fermenter. Nach einer Acidose und nach dem Abbau der überschüssigen Säuren hat er sich nur widerwillig Hochfahren lassen. Damals hat mir Toni gesagt, daß er einen Betrieb kennt, der fast jährlich den Fermenter leert und neu anfährt. Naja, es geht ja auch immer um die Vorgeschichte. Bei uns war es offentsictlich die SPS der Anlage die die Rührzeiten zwischen den Fütterungen über Wochen einfach nicht ausgeführt hat. Und ich hab`s nicht gemerkt !


Daß H² ein Giftstoff für Methanbakterien ist glaub ich Dir aber nicht. Stichwort: Methanococcus- der mit H² und CO² eben Methan macht.
Wenn der weg ist oder keine Lust mehr hat dann gibts Probleme mit dem Wasserstoffpartialdruck und folgend mit der Bildung mit Essigsäure.....
Seit 4 Wochen beträgt die Temperatur unseres Fermenters 51 ° C. Bis jetzt (Ist ja noch nicht lange) sind die Gasausbeuten besser (schätze 20 % höher) als früher im Mesophilen bei 41 ° C. Frage ist : Soll ich trotzdem wieder zurück in den sichereren M-Bereich?? Gülle kommt nicht viel rein die aufgeheizt werden muss (1-2 m³/d) eben Feststoffe (ca 3 - 3,5 to oTS)aber der nächste Winter kommt bestimmt und der F. steht frei mit nur 9 cm PS Isolation. Sind im M-Bereich wieder die ´beleidigten Eumel`?
Gruß Al Kano
strike
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Thermophil

Beitrag von strike »

Hallo Al Kano,

wie hast du deinen Fermenter thermophil angefahren? Einfach aufgeheizt, oder Startkulturen?

Danke, Strike
Al Kano
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Beitrag von Al Kano »

Hallo strike,
vom mesophilen Bereich (41°) habe ich die Temperatur ganz langsam angehoben . Für 1° habe ich mir 5 - 7 Tage Zeit gelassen. Alle Spezialisten raten nicht zu einem schnelleren Anheben. Thermophil angeimpft habe ich nicht. Die notwendigen Tierchen sind wie mann so schön sagt - ubiquitär oder latent omnipräsent also einfach (fast) überall da. Vielleicht wärs trotzdem kein Fehler und ging etwas schneller. Aber dazu solltest du ja eben ne thermophile Anlage in der Nähe haben. Nur ca. 1 % der BA laufen termophil- sind also dünn gesät. Oft auch nur als zweite Stufe, einer mesophilen nachgeschaltet. Wie gesagt: die Gasausbeute ist deutlich besser - vielleicht hab ich auch nur eine Menge Sinkschichten aufzuarbeiten. In 1 - 2 Monaten weiß ich mehr. Gasgehalte sind: 53 % CH4 / 41 % CO² / H²S 220 ppm / O² 0,8 %.
Ich hab jetzt seit fast drei Jahren ne BA und der Wissenszuwachs ist nach wie vor immens -- zum Teil unter Schmerzen ;-)).

Grüßle
Al Kano
strike
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Thermophil

Beitrag von strike »

Hallo Al Kano,

ich habe den ersten Fermenter mit 42,7°C laufen, 2300cbm Inhalt. Das Endlager (auf Dauer als NAchgärer gedacht) ist beheizbar und abgedeckt. MAcht es Sinn, diesen (derzeit mit ca 300cbm gefüllt) thermophil zu fahren? Kann man dann noch die 20% zusätzlich herausholen? Es wird ja immer gesagt, die Restgasausbeute liegt eh nur bei ca. 10% (Verweilzeit weit über 100 Tage).

Danke für Tips!!
Al Kano
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Beitrag von Al Kano »

Hallo Strike,
das hängt von einer ganzen Reihe von Dingen ab :Ist dein Ammoniumgehalt kleiner als 2kg/m³? Wie hoch ist deine Verweilzeit? Wie hoch ist deine Faulraumbelastung? Wie hoch also dein Restgaspotenzial?
Hast du genügend Wärme übrig? Reicht die Tauscherfläche im Nachgärer(Vorlauftemp.)? Vertragen Behälter und RW hohe Temp.?
Wenn ich was vergessen habe , helft mir und ergänzt!
Ansonsten dürfte das (DEIN) Risiko mit deinem Nachgärer überschaubar sein.
Ich hoffe du hast ein anständiges Thermometer da drin.
Grüßle
Al Kano
Al Kano
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Endlager thermophil?

Beitrag von Al Kano »

Hallo Strike,
hast Du schon mal dran gedacht wie das wohl ist Faulsubstrat mit über 50° auf den Acker zu fahren? Du solltest eine Möglichkeit haben das Substrat abkühlen zu lassen bevor du`s ausfährst. Deshalb ist ein thermophiles Endlager nicht unbedingt das richtige. Mehr Gas gäbs schon!

gruß Al Kano

Hab schon ein paar mal probiert zu antworten aber irgenwie klemmt der Server!
strike
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Beitrag von strike »

Das mit dem auskühlen und auf den Acker fahren stellt kein Problem dar. Was denkt Ihr, wieviel % mehr Gas bekommt man? Und vor allem, wo kommt das Gas her? (Was nnach 150 Tagen nicht ausgegoren ist, kann man nicht vergären!?!) Ach ja: Die Fermentertemperatur ist derzeit bei 42,1°C. KAnn es sinnvoll sein, die Temperatur zu senken?
Danke für Tips!
Al Kano
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Beitrag von Al Kano »

Hallo,

bei diesen extrem langen Verweilzeiten sind die Gasausbeuten immer näher beieinander. Alles ist aber in keinem Falle herauszuholen(max. 60% - 70 %). Mit jeder guten Massnahme kommt man dem Optimum näher. Im Bereich z.B. bei den Faseranteilen können die Tierchen sehr lange rumknabern. Enzyme sind, so scheints, auch ne Möglichkeit.

Es gibt einige gute Gründe für eine mes. Temp. von unter 40° C.
Du bist auch dem Bereich nahe bei dem meso. nicht mehr aktiv sein können.
Das passiert fast schlagartig bei ca. 43 °. Bei einem Kollegen ist vor kurzem durch Eigenerwärmung der Fermenter mit der Temperatur "durchgegangen", also über diese Temp.schwelle, und die Ausgasung ging bis auf 40 % zurück. Ich würde schon aus diesem Grund ausreichend Abstand halten - im Sommer.
Aber auch beim Füttern von Rindergülle ist der Belebungseffekt besser wenn die Temp. des Fermenters ähnlich der Rinderkörpertemp. ist. Die Rinder haben schließlich Ihre kleinen Mitarbeiter darauf optimiert.
Grüße Al Kano
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