Hilfe, habe goßes Problem mit der Biologie!

Am anaeroben Abbauprozess beteiligte Mikroorganismen, Milieuansprüche, Forschung und Erkenntnisse, Inokula, Pathogene und Hygienisierung...

Moderator: Schlattmann

Biogas007
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Beitrag von Biogas007 »

Jetzt klink ich mich auch noch kurz ein...
...die Temperatur war bestimmt nicht für dein "Problem" verantwortlich - diese Schwankung im 1-2 K Bereich sollte die Biologie alleine abfangen können, gerade auch durch den Einsatz der Spurenelemente.
Und wenn die Temperatur doch einen Einfluss gehabt haben sollte, dann sollest du besser die richtigen Spurenelemente einsetzen bzw. deine gesamte Prozessführung durchleuchten.

Zentnerweise Branntkalk einzusetzen (wie oben vorgeschlagen) ist bei deinem pH-Wert nicht zielführend (und aus meiner Sicht abzulehnen, es geht ohne einfacher und besser).

Wenn du schon die Temperatur für dein Problem verantwortlich machst, warum in aller Welt senkst du diese dann massivst ab, auf unter 25 °C?!?!!! Ich glaube nicht, mich verlesen zu haben (es findet sich einmal 23 und dann 21,2 °C als FM Temp.). Dass es jetzt trotzdem funktioniert, wiederlegt deine Temperaturthese.

Hast du denn überhaupt einen Leistungsabfall gehabt? Davon hab ich nichts gelesen. Wenn ja, um wieviel?

Wo misst du das Gas? Im Fermenter? Im Nachgärer? Vor dem BHKW? Entschwefelst du mit Luft? Wenn ja, wie hoch war der Restsauerstoff vor dem BHKW (vor, während und nach dem "Crash")?

Die Säuren sind auch nicht in einem angsterregenden Zustand (die 126 mg Propionsäure verdienen nicht einmal eine Erwähnung) - wie haben sich die entwickelt? Sind die auch gestiegen? Wenn die Werte immer so hoch sind: die Säuren sollten beim Spurenelementeinsatz fast gegen null gehen - wäre also auch ein Indiz dafür , dass die Elemente nicht genau passen.
Tipp: Lass den FOS/TAc und schau dir lieber immer das Fettsäurespektrum an.

Zur Ursachenfindung und dauerhaften Behebung ist -wie so oft- ein Blick in die Vergangenheit erforderlich - wie haben die Analysenwerte davor ausgesehen, was wurde in der letzten Zeit gemacht (Beschickung, Rühren etc.)... Würde hier den Rahmen sprengen.

In jedem Fall:
Großzügiges Rezirkulieren beseitigt so manches "Problem" innerhalb kürzester Zeit, ohne dass es viel Aufhebens bedarf.

Und:
Nahezu jede Temperatur ist eine gute Temperatur - wenn man sie nur lange genug einhält... Es gibt genug Beispiele dafür!

Nächtliche Grüße!
papp
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Beitrag von papp »

Sehr guter Beitrag.
thorsten76
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Beitrag von thorsten76 »

Biogas007 hat alles gesagt,

zu matjus Theorie fällt mir nur dieses ein: :shock: :shock: :shock:

Wenn andere (wir...) von deinen Erfahrungen einen Nutzen ziehen sollen/wollen, dann müssen die von Biogas007 angesprochenen Faktoren noch erörtert werden und eine sachliche Diskussion darüber muß möglich sein. Auch wenn nicht alle deiner Meinung sind. Nur so bringen uns die Diskussionen weiter. :D
michael
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Beitrag von michael »

mir ist nicht ganz klar, wie man in so kurzen zeiträumen von 43 auf 23grad und wieder zurück kommt. das kann keine heizung, und kein fermenter kann so schnell abgekühlt werden bei der größe. da glaub ich doch eher an defekte fühler. alles schon gehabt.

ich finde das säurespektrum ganz und gar nicht schön. wie oben gesagt, sollten deine säuren bei spurenelementeinsatz gegen 0 gehen.

zum thema temperatur ist ja schon alles gesagt, wir haben die letzten zwei winter von 53 auf 43 grad gefahren und im frühling wieder zurück. unsere anlagendaten kann man ja nachlesen, auf jeden fall deutlich grenzweriger als deine...
matjuspc
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Beitrag von matjuspc »

Kurze Schreibberichtigung meiner FM Temperatur es muß natürlich 41,2 C° lauten, nach der Absenkung.
Mit der derzeitigen Situation nur kurz soviel, tendenz fallend zum Ositiven im Bereich der Säuren und der FOS/TAC liegt bei 0,57.

Soviel dazu, nun komme ich noch eimal zu dem Punkt Temp., es ist natürlich richtig das es BGA`s gibt die dort im Bereich 43C° unterwegs sind, nur die Frage lautet was wird gefüttert, bestimmt nicht so wie meine Mischung.
Und es stimmt das beim Einsatz von Mineralstoffen die Säuren stärker fallen als ohne, denn wir setzen diese schon gute 2 1/4 Jahre ein.

Zur Kritik an der nicht berechtigten Problemstellung wie es ein Forumsteilnehmer schrieb, muß ich wiedersprechen, denn meine BGA ist kein Hobby und eine Auslastung von unter 95% sind für mich nicht hinnehmbar ansonsten währe ich fehl am Platz und das ist wörtlich zu nehmen!
Aus diesem Grund sind wir sehr stark dabei unsere Anlage effizienter, sicherer und wirtschaftler zu betreiben und Umzurüsten.
Nur so denke ich ist es möglich seinen hoch gesteckten Auslastungzielen näher zu kommen, das sollte doch alleine schon aus wirtschaftlichen Intressen eines jedem Biogasanlagenbetreiber dessen Ziel sein.

Oder etwa nicht?

Naja, das kann ja jeder selbst entscheiden.

Grüße an alle Individualisten
thorsten76
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Beitrag von thorsten76 »

wie ist denn der aktuelle Stand?
hattest du denn überhaupt einen Rückgang der Gasproduktion?
aktuelle Spurenelement-Untersuchung ?
matjuspc
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Beitrag von matjuspc »

Aufgrund der Tatsache das die Meinungsfindung hier im Forum sehr gegen meine Theorie spricht, binn ich ja Erstaunt, das eine Antwort von mir erwünscht ist.

Zu deiner Frage thorsten76

1. Spurenelemente im Bereich der Mangelerscheinungen sind ausgeschossen, da ich diese schon 2 Jahre einsetze und das nicht ohne Grund, denn in einer Quasi Monovergärung bis auf den derzeitigen Roggenschroteinsatz ist es nicht möglich den Carbonatpuffer aufrecht zu erhalten ohne den Einsatz von z.B. Kalk und diverser sehr schlechter Hilfsmittel. In dieser Phase binn ich schon lange nicht mehr und das ist auch gut so, denn schon aus abrassiven Gründen ist es nicht empfehlenswert solch ein Produkt einzusetzen, ebenso der Einsatz von Eisen Präperaten in großen Mengen zur H2S Fällung, denn ich möchte und darf keinen Sondermüll als Gärrest produzieren!

2.Gasproduktionsrückgang ist ein schlechter Indikator, genauso wie der Methanwert, denn wenn die Hemmung im Fermenter so groß ist das dieses dadurch sichtbar wird wäre die Bilogie zerstört. Nicht ohne Grund werden in der Branche so viele Behälter leergepumt und neu hochgefahren oder?

3.Aktueller Stand hellgrün, d.h. FOS/TAC bei 0,39 Tendenz von Tag zu Tag fallend und wenn er wieder bei 0,22 ist sag ich mal wirds dunkelgün. Und alles ist in Ordnung.

Das kann ja jeder sehen wie er will mit dem FOS/TAC, aber ich binn halt kein Spieler denn dann könnte ich ja gleich ins Casino fahren, da hätte ich zumindestens mehr Spass als das Geld in der BGA zu verbrennen!

Nicht umsonst mache ich meine FOS/TAC, ph-Werte und das Redoxpotential im eigenen Labor mit einem Titrator.

Über andere Quellenliteratur über das Verhalten von verschiedenen Bakterien in unterschiedlichen Milleubedingungen speziell in Grenzbereichen der Methanbildner währe ich sehr Dankbar.
Grüße an alle Individualisten
papp
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Beitrag von papp »

Würde dir zu ne H2-Sonde raten.
Das ganze rumgesaue mit Titrierung etc. machst du dann nur noch wenn du dir keinen Reim auf steigende Werte machen kannst.
Und das wird sehr selten der Fall sein ...
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Schlattmann
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Beitrag von Schlattmann »

Ich glaube einige Probleme haben sich hier im Verständnis mit den Worten "große Probleme" und "Crash" ergeben, wobei ich ebenfalls eher an "Fermenter übersäuert, leermachen und neu anfahren" denken müsste. Tatsächlich ging es dann ja "nur" um einige Prozent, die sich mit einer Temperaturänderung kurzfristig durchaus ergeben können.

Dass die Säurewerte/FOS-TAC sich bei einer Temperaturänderung erhöhen ist eigentlich nachvollziehbar. Der Abbau ist an Enzyme gekoppelt. Die Enzymaktivität ist an die Temperatur gekoppelt. Im Falle von Temperatursteigerungen kann dies sogar zum völligen Versagen führen.
(Nur ein Beispiel/Exkurs zur Verdeutlichung: Fieber beim Menschen bis 40°C ist prima und gewollt, da eine erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit die Folge ist, aber wenn man auf einmal längere Zeit Fieber über 42°C hat, wird's schnell ungemütlich, da Enzyme (Proteine) denaturiert werden, somit ihre Struktur verändern und damit wirkungslos werden)

Das wird einen Teil der rückläufigen Gasproduktion erklären.

Ein weiterer Punkt ist der, dass durch die Temperaturabsenkung die Fermenterbrühe mehr CO2-aufnehmen kann (Löslichkeit von CO2 in Abhängigkeit der Temperatur: je kühler desto mehr). Dieses CO2 fehlt dann natürlich kurzfristig gesehen im Gas.
Je nachdem wie sich diese Effekte überlagert haben (gehemmter Abbau / Löslichkeit) hattest Du sogar evtl. in der Zeit einen erhöhten Methangehalt im Gas. (Was natürlich keinen Vorteil darstellt wenn absolut gesehen weniger Gas rauskommt).
MfG, Markus Schlattmann
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Beitrag von matjuspc »

Danke für die produktive Antwort von Papp,
habe mich aufgrund des hohen Preises der H2-Sonde und der hohen Empfindlichkeit damals dagegen entschieden. Vielleicht sollte ich micht im Winter noch mal mit dem Thema beschäftigen.
Das mit der Titration ist doch aber nicht so wild wenn man sie dann regelmäßig durchführt, naja da habe ich geschlammt. Denn im Sommer ist der Stress halt ziemlich groß.
Aber so ein Gerät ist für mich unumgänglich, denn ich führe ja auch noch nebenbau Analysen für meinen Nachbarn durch und dadurch ist dieses Gerät schnell bezahlt.
Denn 1 Analyse FOS/TAC kostet bei uns im BLGG Labor 35Euro + Hin-und Rückfahrt, das ist unzumutbar.

Dadurch das wir jetzt ein Zweites H2S Gasanalysegerät direkt hinter dem Aktivkohlefilter verbaut haben, will ich zukünftig auch beide Fermenter getrennt Analysieren und da wäre eine Erweiterung kein Problem.
Binn mir nur noch nicht sicher ob ich dann alles auf die neuste Generation umstelle, dann spare ich mir den Techniker zum kalibrieren.
Gute Idee danke.


Dem Beitrag von Schlattmann kann ich nur zustimmen er trifft den Nagel auf den Kopf.
So war meine Vermutung ja auch und somit reicht mir deine Bestätigung um nicht auf dem Holzweg zu sein. In diesem Bereich stekt noch sehr viel Potential.
Grüße an alle Individualisten
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