Hilfe, habe goßes Problem mit der Biologie!

Am anaeroben Abbauprozess beteiligte Mikroorganismen, Milieuansprüche, Forschung und Erkenntnisse, Inokula, Pathogene und Hygienisierung...

Moderator: Schlattmann

matjuspc
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Hilfe, habe goßes Problem mit der Biologie!

Beitrag von matjuspc »

Betreibe eine BGA mit folgenden Eckdaten
2.000 m³ FM, 2.000 m³ NG, 550 KWel

Fütterungsmengen: 23 to Maissilage, 1 to Roggenschrot ohne Gülle! über mehrere Monate konstant

Ich habe ein Problem mit der Heizung gehabt und zusätzlich noch die selbsterwärmung des Fermenters, dadurch liege ich jetzt bei 43,8 C° im FM und der Fos/Tac ist auf 0,77 angestiegen.
Normal bei 41,5C° bis 42,5C°, eine Laborprobe habe ich schon weggebracht und die Fütterung eingestellt, aber liegt es wirklich daran das ab 43C° ein vollkommen anderer Bakterienstamm arbeitet?
Der CH4 Wert liegt auch schon bei 49,5 oh mein Gott.

Hoffe auf eure Erfahrung in diesem Bereich, binn auch gerade dabei Rezirkulat aus dem Gärrestelager zu holen, um die Temperatur zu senken aber ob das reicht die Säuren abzupuffern ist die Frage
gadget
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Beitrag von gadget »

Ist Dir die Heiztemperatur innerhalb eines Tages um 1,3 Grad gestiegen?
Versuche nicht genauso schnell wieder abzukühlen, sonst kommt neben dem Hitzeschock auch noch ein Kälteschock.
Versuche auf 43,0 - 43,2 Grad zukommen und reduziere die Fütterung um 15%. Nach 2-3 Tagen sollte der FOS/TAC merklich nach unten gehen.
Hohe FOS/TAC Werte können zwei verschiedene Ursachen haben.
1. zu viele fllüchtige organische Fettsäuren (überfüttert, oder eine Schwimmdecke die sich plötzlich aufgelöst hat und untergerührt wurde) TAC ist wie immer;
wenn`s so ist reicht in der Regel eine Futterreduzierung. Fütterung nicht einstellen!
oder
2. (was in meinen Augen schwerwiegender ist) der Carbonat/Hydrogencarbonatpuffer ist zu niedrig oder aufgebraucht.
Zu erkennen an langam aber stetig fallenden pH-Werten. In solch einem Fall würde ich die Maissilagefütterung stark verringern auf 40-50% evtl sogar aussetzten, versuchen an Rindergülle oder Impfgülle von einer andern BGA zu kommen und wenn das nicht mehr hilft zentnerweise Brandkalk in den Fermenter schütten.

Auf jeden Fall würde ich eine Spurenelementeanalyse machen lassen und bei einem Mangel das Fehlende zuführen.

Viel Glück
...Gadget
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TT-Hase
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Beitrag von TT-Hase »

Um dir helfen zu können musst du aber mehr erzählen. Hast du starken Gasrückgang oder stört dich nur der hohe Fos/Tac. Klar das er überhöht ist aber dadurch gleich in Panik zu verfallen macht keinen Sinn. Rein die Temperaturschwankung macht eigentlich kaum was aus. 5 Grad hin oder her sind keine Welt, wie man auch in einem aktuellen Beitrag von Michael liest das schon 5 Grad Unterschied innerhalb des Fermenters gibt.

Ich habe mal meinen 1000 er Fermenter mit 250 m³ kalter Gülle vollgepumpt, dabei ist die Temperatur von 40 auf 35 Grad gefallen aber Gasproduktion war nahezu gleich.


Wichtig wäre auf jeden Fall deinen PH Wert zu wissen.

Ammonium müsste passen da du ja die 1 Tonne Schrot drinnen hast.

Spurenelementemangel könnte es natürlich schon sein.

Zur Gasqualität: Real wirst du mit fast nur Mais eh nicht über die 50 % Methan kommen.
matjuspc
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Beitrag von matjuspc »

Danke für eure Hilfe,
das Problem liegt aber an der Wurzel und das ist die Temperatur, ihr fahrt ja alle anscheinend nicht so Grenzlastig wie. Aus einer Studie habe ich erfahren das bei 43C° andere Methanstämme arbeiten, das ist natürlich fatal bei einem Wechsel in höhere Bereiche.
Mein Säuremuster bekomme ich bestimmt morgen per Fax, habe jetzt erst mal zur Vorbeugung einen Sack mehr Spurenlelemente zugeführt und 180m³ in den NG gepumpt, anschließend ca. 90 Regenwasser aus der Vorgrube in den FM. Morgen früh pumpe ich noch etwas aus dem Gärrestelager, hoffe das ist richtig.
Die Fütterung lauf jetzt im NG mit 1/4 Menge, hoffe das er es packt, sonst ist alles zu spät!
Methanwert ist auf 48% gesungen, H2S dafür schon wieder sehr stark gefallen von 250 ppm auf derzeit ca.50 ppm.
Temperatur habe ich jetz schon auf 23 runter bekommen, das Wetter hilft mir ´dabei natürlich auch wenn es weiter so bedekt und regnerisch bleibt.
Naja man wird halt nsch 3 Jahren etwas Betriebsblind, deshalb werde ich im Winter neue Betriebsrichtlinen ausarbeiten. Und die SPS umprogrammieren lassen, so ein Mist, naja bis zum nächsten Kurzbericht.
thorsten76
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Beitrag von thorsten76 »

Hallo matjuspc

nun komm mal wieder runter von deiner Panikwelle, mich überrascht deine Reaktion nach 3 Jahren Betrieb, da wird man doch etwas ruhiger ;-)

Du mußt wirklich noch mehr Infos liefern um Aussagen machen zu können.
Die Temperatur hat mach meiner Erfahrung gar nichts damit zu tun, da gabs schon viel größere Schwankungen ohne Folgen, im Grenzbereich fährt deine Anlage bei 2 x 2000m3 und 500 kW auch nicht, das sollte kein Problem sein.
Sensibel macht das ganze natürlich die einseitige Fütterung, noch dazu ohne Gülle. Mit Spurenelementen sicherlich in den Griff zu kriegen aber eben etwas empfindlicher. Was hast du denn für Rühr und Einfülltechnik? Eine nicht gleichmäßige Durchmischung kann auch diese Phänomene hervorrufen. Wie konstant war die Gasqualität bisher?

Um den NG brauchst du dir keine Sorgen machen, die sind in der Regel hungrig und verzeihen fast alles ;-)

Füterung im Fermenter würde ich etwas reduzieren aber keinesfalls drastisch!

Um der Hemmung auf den Grund zu kommen mußte eben einige Analysen machen lassen. Ich würde auch die Sprenelementversorgung nochmal prüfen lassen. Hier trit der Mangel bei Anlagen ohne Gülle oft erst anch 1-2 Jahren auf.

versorg uns doch mit ein paar mehr Infos, könnte allen hier helfen....

mfg
thorsten
Markus
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Beitrag von Markus »

In welchem Zeitraum ist der Fos/Tac gestiegen. Das ist doch die entscheidende Frage.
Langsam über Wochen, dann Puffer/Säuren/Spurenelemente oder es wird zu dick und dein Futter wird nur noch stoßweise eingerührt.... oder ähnliche Vefahrenstechnische Probleme.
Oder schnelle Änderung, dann hat es mit kurzfristigen Ereignissen zu tun.

Du schreibst du bist Betreiber seit 3 jahren, aber fährst in diesem Zustand erst seit Monaten? Wie bist du davor gefahren?

Zu deinen Massnahmen:
Einen Sack Spurenelemente?? Gib doch mal Verhältnis an was du sonst so an Spurenelementen fütterst (Menge , Zusammensetzung). Damit kann man auch jede Menge Schaden anrichten an der Biologie.

Mit Nachgärer tauschen war richtige Entscheidung. Regenwasser in Fermenter aus Vorgrube ist schon etwas kritisch auch wenns "nur" 5% waren. Hab ich auch schon böse Erfahrungen mit gemacht. Mit schneller Wasserzugabe stört/verschiebt man empfindliche Gleichgewichte, Redoxpotential, Salzgehalt....und du hemmst das Bakterienwachstum, und du bekommst dann erst richtige Probleme.
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matjuspc
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Beitrag von matjuspc »

Also Kollegen, hier nun die ersten Ergebnisse nach dem Crash.

7.7. 13:16 Uhr TAC 9516 mg/l, FOS 7290 mg/l, 0,77FOS/TAC
7.7. 21:59 Uhr TAC 6443 mg/l, FOS 5324 mg/l, 0,83FOS/TAC
8.7. 6:45 Uhr TAC 9941 mg/l, FOS 7234 mg/l, 0,73FOS/TAC
8.7. 12:05 Uhr TAC 10205mg/l, FOS 6891 mg/l, 0,68FOS/TAC
8.7. 18:57 Uhr TAC 11806mg/l, FOS 6639 mg/l, 0,64FOS/TAC

Tendenz ist ja offensichtlich fallend, d.h. bei massiver Absenkung der Temp. auf derzeit 21,2 C° im FM.
Zweite Maßnahme ab heute morgen Gärrest aus dem Endlager beim Füttern mit zurückgeführt bis jetzt 70m³.
Fütterung im NG gesamt 5 to bis heute morgen, anschließend wieder Umstellung auf FM mit 350kg/h ab 19Uhr mit 500kg/h.
Methanwert heute morgen 48% !!!, zur Mittagszeit gestiegen auf 57% und H2S bei 75 ppm.

Meine Analysen aus dem Labor vom 07.07. um 11 Uhr Beprobt:
ph-Wert: 7,47
Essigsäure: 5560 mg/kg FM
Propionsäure: 126 ~
i-Buttersäure: 77,5 ~
n-Buttersäure: <50 ~
i-Valerinsäure: 297 ~
n-Valerinsäure: <50 ~
n-Capronsäure: <50 ~
Essigsäureäquivalent: 5980 ~

Naja den Bakterienstamm habe ich mit den leicht erhöhten Propionsäure also nicht weggehauen, das war auch meine Rettung.
Ich denke in 1-2 Tagen wieder auf Vollast fahren zu können wenn das der FOS/TAC tendenz fallend zuläst.

Aber da kann man mal sehen das nicht ohne Grund keiner bei 43C° seine BGA betreibt. Ich peile jetzt 40 bis 41 C° an, somit ist der Abstand zu meiner Zeit vor dem Crash um 1 C° größer.

Naja was soll ich euch noch sagen, meine restliche Technik hat auf jedenfall darauf keinen Einfluß, egal ob ein Rührwerk ausfällt oder ich Wochenlang nicht rühren kann, die Entmischung im Behäter und das aufschwimmen von Maissilage sind für mich nicht vorstellbar.
Wir füttern mit der SSR von Börger aus der 2. Generation und setzen aus idiologischen Gründen nur TMR ein, auch wenn die nach 2-3 Jahren mal ausfallen können.

Somit waren doch ein paar Tipps von euch annehmbar und richtig, aber alle die meinen Temperaturschwankungen sind egal, na dann bitte zum Report antreten.

Also weiter so, beim nächsten Thema gehts bei mir bestimmt nicht mehr um biologie, sondern eher um Technik.

MfG
Jonny
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Beitrag von Jonny »

Ich wollte nur mitteilen das wir seit zweieinhalb Jahren mit einer Temperatur von 43,5 - 44,0 C° unsere BGA betreiben.
Biologie läuft konstant.
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C.Kaifel
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Beitrag von C.Kaifel »

Fahren unsere Anlage auch schon seit 2 Jahren bei 44°C, haben bei längeren hohen Aussentemperaturen damit die besten erfahrungen gemacht. Haben in dem Bereich nicht mehr so riesen schwankungen wie bei 40°C.

Gruß
Markus
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Beitrag von Markus »

Dazu gibts jetz ma kein Kommentar!!! Ohne Worte.
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