Biolenenriss = Glücksfall

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Moderator: Biohoefe

gadget
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Biolenenriss = Glücksfall

Beitrag von gadget »

Am Sonntag hat mir glücklicherweise Strumtief Eberhard die Biolene vom Nachgärer zerrissen.
Glücklicherweise deswegen, weil dadurch von außen nicht sichtbare Probleme aufgetaucht sind, wegen denen wenn wir nichts dagegen unternommen hätten eines Tages den Dachstuhl (Holzkonstruktion 18 Jahre alt) beschädigt oder gar komplett runtergerissen hätten.
Zum Dachstuhl Sternförmig angelegte Balken auf denen am Rand 5cm Bohlen (etwa 3m lang) aufgenagelt sind, nach etwa 1,4 m sind es nur noch zöllige Bretter.
Auf den Brettern war zum Schutz der Biolene ein Kunststoffvlies verlegt.
Diese Vlies wurde im Laufe der Zeit durch verschiedene Ablagerungen; Schwefel und vom Rührwerk hoch geschleuderte Gülle ( Langwellenrührwerk ) immer schwerer und wurde wahrscheinlich mit dem Wind der die Biolene manchmal heftig herumwirbelt an den Rand des Behälters verfrachtet.
Im Rand Bereich vom Rührwerk hat sich so eine bis zu 50 cm hohe Schicht aus Vlies, Schwefel und Gärsübstrat gebildet.
Von außen nicht einsehbar, aber für die einzelnen Balktensegmente eine Last von sicherlich mehr als einer Tonne. Zudem hingen einige Stücke vom Vlies auch noch in der Gülle.
Erstaunlicherweise haben die Bohlen und Bretter die zusätzliche Belastung ohne durch zubrechen weggesteckt. Dafür aber haben sie sich so weit durchgebogen, dass es mit der Auflagefläche auf den Balken kritisch wird.
Auch die Gasleitungen sind bedeutend mehr mit Schwefel zu, als wir erwartet hätten. Von den ursprünglichen 150 mm sind gerade mal 50 - 60 mm übriggeblieben. Von der Leitung zur Überdrucksicherung ist noch weniger übriggeblieben. Und das obwohl wir die Leitungen jedes Jahr minderstens einmal mit einer Reinigungsdüse und Hochdruck durchspühlen.
Die Schwefelablagerungen hatte bisher aber keine Auswirkungen, da wir eine Ringleitung haben.
Bei der Unter/Überdrucksicherung kommt auch das Wasser gerade noch so durch, aber ein sicherer Schutz wäre das nicht mehr.

Sind jetzt dabei den Dachstuhl zu sanieren und die bedenklichen Bohlen und Bretter auszutauschen. Um die Bretter zusätzlichh zu stabilisieren ziehen wir noch pro Balkensegment (Tortenstück) drei Kanthölzer parallel zu den Balken ein.

Da das Vlies solche ungeahnte Probleme macht und die Biolene eigentlich zum größten Teil auf den blanken Brettern lag, bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt ratsam ist wieder ein Vlies unter die Biolene zu machen.
Hat das schon jemand ohne Netz und Vlies gemacht und wie sich die Ergebnisse?
Das nächste Problem ist der abgeschlagene, abgekratzte und abgespritzte Schwefel. Dürften mehr als 10 Tonnen sein, die jetzt in der Gülle vom Nachgärer schwimmen. Habe arge Bedenken, ob ich diese Gülle ohne weitere biologische Probleme wieder in die Fermenter rezirkulieren kann.
Schwefel (H2S) ist im Gas schon von 250 auf mehr als 1 000 gestiegen.
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Kohl
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Beitrag von Kohl »

Hallo,
nach 18 Jahren würde ich in dem geschilderten Fall die komplette Holzunterkonstruktion erneuern!
Ebenfalls vor 18 Jahren hatten wir Flies auf die erste Holzdecke aufgelegt und ähnliche Erfahrungen gemacht.
Die Decke wurde nach einer Havarie vor etwa 10 Jahren erneuert , ohne Flies, und auch das Endlager wurde ohne Flies erreichtet.
Die Bretter sind aber dicht aneinader gelegt, damit das Propellerrührwerk keine Gülle oben aufwerfen kann.

Ich würde den Behälter leer fahren.
Solche Schwefelmengen können dem Prozeß und dem Motor nicht gut tun.
Wer wenn nicht wir ?
Wann, wenn nicht jetzt?
chefmax
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Beitrag von chefmax »

Ich dachte von elementarem Schwefel gehts nicht mehr rückwärts zu H2S und der H2S-Anstieg ist den mangelnden Besiedelungsflächen geschuldet.
Gibts für Biolene nicht auch eine Spanngurtkonstruktion?
Ansonsten würd ich auch alles erneuern.
papp
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Beitrag von papp »

chefmax hat geschrieben:Ich dachte von elementarem Schwefel gehts nicht mehr rückwärts zu H2S und der H2S-Anstieg ist den mangelnden Besiedelungsflächen geschuldet.
Gibts für Biolene nicht auch eine Spanngurtkonstruktion?
Ansonsten würd ich auch alles erneuern.
Absolut deiner Meinung.
Spanngurte plus Netz drauf alternativ noch ne Wärmeschutzfolie ist das Mittel der Wahl.
Die Schwefelwerte sind imho wegen der jetzt fehlenden Besiedlungsfläche erhöht.
Wir haben das immer nachdem ein Behälter geputzt wird.
"Les promesses n'engagent que ceux qui y croient"
paulken
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Beitrag von paulken »

Ich würde mir die im Januar verabschiedete TRAS 120 genau anschauen. Demnach darfst du gar keine Biolene mehr verbauen. Punkt 3.5.1.(8) .

Wir haben derzeit das Problem, dass der Sturm uns ein Tragluftdach zerrissen hat und in ganz D kein Hersteller zu finden ist, der TRAS 120 konform ein Dach hat.

Wir machen uns so langsam selbst kaputt in diesem schönen Land.
Jens
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Beitrag von Jens »

...und was machst Du jetzt ? Warten bis jemand ein TRAS 120 Dach entwickelt hat ?

Ich würde mal argumentieren, dass ist eine Reparatur eines bestehenden Daches und draufbauen. Nicht jede jurisitische Auslegung ist korrekt und man muss sich ja aktuelle dann abwägen, wie gewichtig welche Fakten sind. Offener Behälter über Wochen ?
lerche
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Beitrag von lerche »

Wenn man die TARS genau liest, ist sie eine Empfehlung und wird erst rechtsgültig, solang keine Behörde in einem Bescheid auf sie Bezug nimmt.

Wobei ich dir in dem Punkt sich selber kaputt machen vollumfänglich recht gebe. Das ist definitiv der Fall. Siehe Autoindustrie, Veredelungswirtschaft usw.
paulken
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Beitrag von paulken »

Wir packen natürlich in der nächsten Woche ein neues Dach drauf. Bei den seriösen Anbietern musst du allerdings unterschreiben, dass die Materialien nicht TRAS 120 gerecht geliefert werden.
Und lerche, wir hatten in 2017 ein weiteres Genehmigungsverfahren und da hat unsere Genehmigungsbehörde schon Dinge aufgegriffen, die damals noch in der TRAS diskutiert wurden. Wir sollten zB. eine automatische Inertisierung unserer Aktivkohlebehälter verbauen. Das konnte man alles noch wegdiskutieren; ginge heute nach der Verabschiedung nicht mehr.

Was macht eigentlich unser Verband außer PR-Kampagnen mit Schlittenfahrern. Die Dinge, die uns in Zukunft richtig Geld kosten, werden nur stiefmütterlich bearbeitet.
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TT-Hase
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Beitrag von TT-Hase »

Von ner umgekippten Biologie wegen des hohen Schwefels den man einrührt hat man schon öfter mal gehört. Also ich wäre da schon vorsichtig mit großen Mengen rezirkulieren.
Wenn das Dach augenscheinlich in gutem Zustand ist würde ich es aber definitiv nicht mit neuem Holz erneuern. Man weiß nich ob es so gut wird wie das alte.
Wenn dann höchstens Netze. Aber wenn man das dann alles rechnet bist wahrscheinlich vom tragluftdach auch nicht mehr weit entfernt.
Die Folie würde ich auf jeden Fall dann weg lassen.
Küspert
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Beitrag von Küspert »

paulken hat geschrieben:Wir machen uns so langsam selbst kaputt in diesem schönen Land.
Weil einfach angenommen wir die Menschen sind zu dumm für alles, was auch in nem gewissen Maße stimmt (wenn ich mir die ganzen Azubis in allen Branchen anschaue, können die nichts mehr von Haus aus), aber durch diese ganze Regulationswut fördert man noch dieses "nichts denken".

Wenn Arbeitnehmer unterwiesen werden müssen wie ein stinknormales Scheunentor funktioniert und unterschreiben müssen, damit man als Arbeitgeber nicht verknackt wird, wenner sich nen Spreissel reisst :shock:

Alles nur noch Dummsinn, aber gut. Meine Meinung ist mittlerweile fast: Einfach machen und gut machen, dass es nach was aussieht und Hand und Fuß hat, dann sind die meisten Ämter zufrieden. Lieber ne Haube ohne Zulassung drüber, die aber einen guten Stand der Technik erfüllt, als nen offenen Behälter der X-Emmisionen rauspustet. Ich mein in dem Fall kann man sich noch auf die höhere Gewalt berufen und dass es noch kein Dach nach TRAS 120 gibt.
Hmpf :(
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