Hydrolyse

Alles was mit dem eigentlichen Prozess der anaeroben Umsetzung von organischer Substanz zu tun hat sowie allgemeine Themen rund um Biogas

Moderator: Schlattmann

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Biohoefe
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Hydrolyse

Beitrag von Biohoefe »

Guten tag,
Hat irgendwer hier im Forum eine hydrolyse am laufen?
Falls jemand eine hat, könnte dann derjehnige noch was dazu sagen? ( vor / nachteile etc.)

ich habe mir eine hydrolyse angeschaut, hat mir eigentlich gut gefallen.

gruß Adrian
gordons
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Komplex

Beitrag von gordons »

Hi,
komplexes Feld. Das Prinzip will die Biogasbildungsstufen aufteilen. Durch eine vorgeschaltete Hydrolysestufe sollen Einsatzstoffe in einem sauren Millieu zerlegt werden und viel Säuren produzieren. In der zweiten Stufe sollen dann die Säuren in Methan umgewandelt werden.

Vorteil:
+ Höhere Biogasausbeute
Nachteil:
- Prozessbiologie ist nur theoretisch funktionstüchtig, in der Praxis hat man mehr Probleme als man denkt.
- Rührwerke verschleißen
- Starke Schwachgasschübe führen zu geringen Methangehalten bis zu BHKW aussetzern

Mein Kurzfazit:
Komplex und unberechenbar. Man erhält mehr Gas, kann die Biologie nicht kontrollieren. Schwachgasschübe verteuern die Betriebskosten durch höhere Wartungen an Rührwerken und BHKW.

Mehr interessant finde ich aerobe Hydrolyse. Da erhälst du bei "normalen Einsatzstoffen", wie Mais, Gras und Gülle bessere Kontrolle und Methangehalte zwischen 55% und 65%.
Cya
Armin0815
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Beitrag von Armin0815 »

Wir haben eine Hydrolyse und ich kann den Nachteilen von Gordons nicht zustimmen.

Nachteile hat sie aber aus meiner Erfahrung fördert die Hydrolyse die Gasqualität .
Nachteile sind aus meiner Sicht : Geruchsbelästigung wenn man sie nicht gasdicht macht , das kleine Volumen bei uns wenn wir Silage einsetzen.
Vorteile : wenig Stromverbrauch, homogenes Material kommt in den Fermenter, einfache und Verschleißarme Technik zum Füttern und rühren
HSVHolle
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Beitrag von HSVHolle »

Hallo,

wir nutzen eine vorgeschaltete Hydrolyse bei unserer Anlage (750 kw). Viele Nachteile gibt es nicht. Der Stromverbrauch der Mixer in den Fermentern/Nachgärer ist deutlich geringer, da das Substrat flüssiger ist und die Mixer nicht dauerhaft laufen müssen. Schwimmschichten sind bei uns kein Thema.
Der große Vorteil ist der hohe Methangehalt. Er liegt bei uns zwischen 58 und 62%.
Eine Umstellung der Fütterung (neue Maissilage etc.) ist auch kein Problem. Die Biologie ist seit der Inbetriebnahme vor 4 Jahren gar kein Problem gewesen.

Einziges Problem ist die Temperatur der Hydrolyse im Sommer, da das Rezirkulat aus dem Gärrestlager zu warm ist und die Hydrolyse an manchen Tage zu warm wird.

Gruß,

Holger.
Armin0815
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Beitrag von Armin0815 »

Hallo Holger , welche Temperaturen fahrt ihr in der Hydrolyse und welche Gefahren birgt eine Abweichung der Temperatur?
HSVHolle
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Beitrag von HSVHolle »

Ideal ist zwischen 32 und 33 Grad (Angaben der Chemikerin, die uns beim Anfahren der Anlage begleitet hat). Die hohen Methanwerte haben wir aber auch bei höheren Temperaturen in der Hydrolyse.
Das einzige Problem, was sich bei höheren Temperaturen (ab ca. 35 Grad) ergibt, ist der Beginn der Methanbildung. Dadurch fängt es ein wenig an zu "riechen", da die Hydrolyse ja im aeroben Bereich gefahren wird.
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COMBO
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Beitrag von COMBO »

@Hsvholle
Habt ihr noch keine frist vom amt, die hydrolyse gasdicht zu machen, bekommen?

Aussage unseres rp war damals das es nicht mehr stand der technik sei...

Zum thema:
Hab auch keine probleme mit unserer Hydrolysestufe. Ph 5,5 temp bis 35° auch wir haben ch4-gehalte um 54% und alles andere als gasschübe oder -löcher.
Man kann 100% sicher sein keine futterberge im F zu haben. Mit intelligenter steuerung lässt sich sogar die Leistung (je nach größe der hydrolyse) in wenigen stunden (2-3 stunden) um locker 1/3 steigern. Vorteil der hydrolysestufe ist eben auch die schnellere verfügbarkeit im fermenter.

Aber natürlich gibts auch leute die !ebenfalls! mit recht auf anlagen ohne hydrolyse setzen. Je nach einsatzstoff!!!
gadget
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Beitrag von gadget »

Armin0815 hat geschrieben:Wir haben eine Hydrolyse und ich kann den Nachteilen von Gordons nicht zustimmen.


Nachteile sind aus meiner Sicht : Geruchsbelästigung wenn man sie nicht gasdicht macht , das kleine Volumen bei uns wenn wir Silage einsetzen.
Vorteile : wenig Stromverbrauch, homogenes Material kommt in den Fermenter, einfache und Verschleißarme Technik zum Füttern und rühren
Wir sind aus gegebenen Anlass den umgekehrten Weg gegangen.
Offene Vorgrube = Hydrolyse weg und dafür Fliegl Abschieber mit Rondomat, Wangenbiomix und Vogelsang Rotacut; mit einem Wort Flüssigfütterung; rein.

Die Nachteile der Offenen Hydrolyse:
- Geruchsbelästigung
- mehr Zeitaufwand fürs Befüllen
- Neigung zu Schwimmdecken wenn die Erfahrung für Befüllen fehlt (Füllstand, Substateinwurf, Rührwerestellung, Flüßigkeitszufuhr...)
- Stromverbrauch alleine 22kW fürs Armatecrührwerk
- zeitlich wenig flexibel
- jedes Jahr um die 8 -10 Sätze HiFlo-Kolben und 4 Sätze Schalen für die VX-Pumpe

Die wichtigsten Vorteile:
- absolut unempfindlich bei Substartveränderungen
- Sandsäcke fallen einfach auf den Grubenboden und bleiben dort lliegen
- Grube dient als Sand- und Steinabscheider die Fermenter bleiben "sauber"
- Simple Technik; Pumpe mit Rotacut und eine Zeitschaltuhr das wars

Was mich aber am meisten überrascht hat ist die Tatsache, dass wir mit der neuen Technik nicht weniger Substat benötigen!
Eigentlich habe ich gedacht, dass wir über die offene Vorgrube eine Menge Gas verlieren. War wohl hauptsächlich CO2 und nur wenig Methan.
Nach nunmehr 5 Wochen Betrieb verbrauchen wir tendenziell eher mehr Futter für die gleiche Leistung. Auch hat sich der Methananteil im Gas reduziert.
Vielleicht braucht aber auch die Biologie mehr Zeit um sich auf die neue Fütterung einzustellen.
Die Suppe im Fermenter wird dicker und eine Teil der Rührwerksleistung aus der Vorgrube braucht jetzt das RW im Fermenter.
Pferdemist aus einer Reitanlage haben wir vorsorglich, wegen des Sandes aus dem Programm genommen.
Ob sich die Sache zeitlich wird sich zeigen, aber 10mal im Jahr die Kolben wechseln, 4x die Schalen und 8x Schalen zusammenstellen ist auch nicht benutzer- und kostenfreundlich.
Alleine mit dieser Zeit- und Kostenreduzierung sollten sich die Kosten für einen Stator- und Exzenterwechsel an der Wangenpumpe gegenrechen.

Die ausgediente Vorgrube ist jetzt der Sammelbehälter und das Rückhaltebecken für die Sickersäfte aus den Fahrsilos und das (sollte es nochmals nennenswerten Niederschlag geben) Regenwasser.
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