Gülle dazugeben?

Alles was mit dem eigentlichen Prozess der anaeroben Umsetzung von organischer Substanz zu tun hat sowie allgemeine Themen rund um Biogas

Moderator: Schlattmann

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Alfred
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Gülle dazugeben?

Beitrag von Alfred »

Hallihallo,

habe mal eine Frage:

Fahre zur Zeit eine Anlage hoch, die nur mit maissilage beschickt wird. Bin mittlerweile bei Raumbelastung von 1,5 angekommen, Ziel ist Raumbelastung von 2,0. Wenn diese Raumbelastung erreicht ist, soll ein Teil Maissilage gegen Apfeltrester ausgetauscht werden, bis das Verhältnis 60% Mais zu 40 % Trester erreicht ist.
Mein pH-Wert bleibt bei den Steigerungen relativ konstant. Er liegt zwischen 7,15 und 7,0.
Ich befürchte, dass wenn ich nun bald den Trester hinzugebe, die Substratumstellung zu einigen Verwirrungen bei den Bakterien führen wird. Ist es sicherer etwas Gülle hinzuzugeben, damit eine gewisse Stabilität in den Prozess kommt, oder ist das eher sinnlos?

In welcher menge müsste ich die Gülle dazugeben, damit sie überhaupt einen Effekt erzielt?
Habe ich mit deutlich mehr Schwefelgehalten zu rechnen (gegenüber der maissilage)?
Steigt der Ammoniakgehalt?

Also, wie gesagt, mich würde interessieren, ob es überhaupt Sinn macht, Gülle einzusetzten. Welche Vor- und Nachteile würde das mit sich bringen.
LG,
Alfred
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Kohl
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Beitrag von Kohl »

denk daran, das der einsatz von apfeltrester dich den nawarobonus kostet und das für die nächsten 20 Jahre......
Wer wenn nicht wir ?
Wann, wenn nicht jetzt?
gadget
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Beitrag von gadget »

Zum Anfahren einer Anlage:
Am schnellsten geht es mit warmer Gülle aus einer gut laufenden benachtbarten BGA.
Die Vorteile liegen im Vorhandensein der relevanten Bakterienstämme im passenden Verhältnis. Die Wärme muß nicht extra erzeugt und zugeführt werden. Und es kann von Anfang an CH4 geerntet werden.
Zudem hat man im Normalfall im Güllelieferanten einen Verbündeten der bereits genug Erfahrung besitzt und in der Anfahrphase meist besser helfen kann als ein Berater am Telefon.
Zum Vorheizen des Fermenters hat ein Bekannter von mir im Fermenter 2 Wochen lang das Abfallholz das beim Bau angefallen ist auf einem einfachen Eisenrost verbrannt. Nach 6 Wochen lief seine BGA fast schon auf Volllast.

Zur Gülle:
Ich selbst bin der Meinung es sollte bei der Planung immer die Möglichkeit mit berücksichtigt werden Gülle oder Festmist in den Fermenter einzubringen.
1 - das Substrat kostet nichts
2 - stabilisiert die Biolagie
3 - bringt die Mineralien und Spurenelemente mit, die sonst früher oder .....später zugekauft werden müssen.
4 - entlastet die Umwelt, da das entstehende Methan verbrannt wird
5 - steigert den CH4 Gehalt (bis zu 67% nicht gehört, selbst gemessen)

Zur Dosierung:
15 - 25% der Gesamtmasse reichen im Normalfall.

Ich glaube außerdem, dass auch die Hormone, die in den Ausscheidungen der Tiere vorhanden sind meist unterschätzt werden und die Bakterien durch dies zusätzlich stimuliert werden.

gadget
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Schlattmann
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Beitrag von Schlattmann »

Da stimme ich voll zu.

noch zu 5): Die Gasqualität in Gülle/Gärrest ist in der Regel höher als im Fermenetr bei Frischsubstrat. Es handelt sich hier ja schon um weitgehend abgebautes Material, d.h. Hydrolyse/Versäuerung(=> CO2-Entshehung) treten in den Hintergrund. Es sind aber natürlich dabei auch die Gasausbeuten (LN / kg oTS Gülle/Gärrest) deutlich kleiner.

Das mit den Hormonen habe ich noch nie gehört. Fällt mir auch etwas schwer zu glauben. Die Bakterien müssten ja irgendwie "Rezeptoren" dafür haben, um darauf wirken zu können. Bakterien sind stammesgeschichtlich deutlich älter und haben mit Säugetieren ja nicht besonders viel gemeinsam. Das Säugetierhormone auf andere Säugetiere wirken können ist ja bekannt, aber auf Bakterien?
MfG, Markus Schlattmann
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