Biokathalytische Biogasentschwefelung --> Schwefel

Alles was mit dem eigentlichen Prozess der anaeroben Umsetzung von organischer Substanz zu tun hat sowie allgemeine Themen rund um Biogas

Moderator: Schlattmann

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corezone2
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Biokathalytische Biogasentschwefelung --> Schwefel

Beitrag von corezone2 »

Hi Leute

Wir haben letzte Woche den Fermenter geöffnet (B*** Tragluftdach mit Spanngurten und Netz, auf dem sich der Schwefel anlegen kann) Ich entschwefle normal mit Sauerstoffeinblasung und Eisenhydroxid in Pulverform. Habe sonst Schwefelgehalte von 0- max 100 ppm.

Grund für das öffnen war, dass 15 Spanngurte gerissen sind. (UDS hat nicht ausgelöst und P-min Schalter auch nicht...) Wir haben die Spanngurte wieder rangemacht und die anderen Gurte nachgespannt.
Jetzt zum Problem: Als die Gurte gerissen sind, ist das Netz mit der nach 9 Jahren mittlerweile ca 4 cm dicken Schwefelschicht ca zur Hälfte in den Gärrest gehängt und der Schwefel hat sich abgelöst und war danach im Gärrest. Wir haben am selben Tag das Dach wieder geschlossen und es hat sich auch der Gassack gleich wieder gefüllt.
Am Anfang war viel Sauerstoff drin aber das ist ganz normal. Das Problem ist der Schwefel.
Ich habe ca 5000 ppm Schwefel im Gas gehabt bis gestern.
Heute bin ich auf 2500 ppm runter. Ich habe schon eine "Sonderfütterung" Eisenhydroxid gemacht von über 1000 kg aber der Schwefelgehalt ist immer noch so hoch.

Meine Frage: Wenn der Schwefel, der sich am Netz anhängt wieder in den Gärrest fällt (was er ja zwangsläufig tut, egal wann) löst sich dieser Schwefel dann wieder vollständig als Gas auf? Bei mir sieht es zumindest so aus...
Wenn ja, was bringt dann die Biokathalytische Biogasentschwefelung überhaupt wenn der gebundene Schwefel sowieso wieder irgendwann zurückkommt...
Man müsste ja Turnusmässig das Netz entfernen, draussen waschen und wieder einhängen um das zu verhindern...
papp
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Beitrag von papp »

Die hohen Werte kommen von der fehlenden Besiedlungsfläche.
Wir haben früher beim Behälterputz die Schwefel-Stalaktiten an der Betondecke auch abgemacht, Resultat waren ne Woche lang hohe Werte.
Seitdem wir das nicht mehr tun entsteht das Problem auch nicht mehr.
Die Kruste besteht hauptsächlich aus elementarem Schwefel bevor die sich wieder im Gas wiederfindet muss mechanisch schon sehr viel passieren.
Das Argument ist also eher eines von den bekannten "Pulverh*ren".
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corezone2
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Beitrag von corezone2 »

Weiss jemand, wieviel sich vom gebundene Schwefel im Gärrest wieder auflösen? Wenn es durch extreme mechanische Beanspruchung nur möglich wäre, dann würden ja nicht ab dem ersten Tag 5000 ppm kommen...
Ich würde mir gern eine stärkere Lufteindosierung zulegen, weiss aber nicht ob das absurd ist, wenn der Schwefel dann doch wieder irgendwann runterfällt und sich auflöst...
Küspert
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Beitrag von Küspert »

Des wird schon wieder. Wenn du wirklich Panik hast, dann halbier es Ölwechselintervall am Motor und warte paar Wochen ab. Schwefel ist bekanntermaßen wasserunlöslich und fühlt sich zwar zu Metallionen hingezogen, aber ne Reaktion im großen Stil findet erst bei höheren Temperaturen statt. Also nicht was wir hier haben mit 35 - 55 Grad Celsius oder so. An sich ist Schwefel ne stabile Verbindung, aber auch sehr wandelbar (fest [Alpha- und Beta-Schwefel], flüssig, Gasförmig, verschiedene Viskositäten bei verschiedenen Temperaturbereichen, usw.)

Aber dazu braucht es Temperatur oder was katalytisches.
Hmpf :(
Wade
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Beitrag von Wade »

Mal ne Frage hinterher, welche Temperatur brauchen die Bakterien zur biologischen Entschwefelung mit Lufteinblasung?

In meinem Fermenter ist die Deckke voll mit Schwefel, im (gedämmten) Endlager bei 20-25°C ist kaum was zu sehen.
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corezone2
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Beitrag von corezone2 »

Das glaub ich schon. Ich denke, dass der meiste Schwefel da von den Bakterien angesiedelt wird, wo das Gas entsteht. Bei mir im Fermenter ist alles voll Schwefel und im Nachgärer (selbe Temperatur wie im Fermenter --> 54°C) ist das Netz nur weiss und es hänkt kaum Schwefel dran obwohl ich da auch schon Luft eingeblasen habe...
Krips
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Beitrag von Krips »

corezone2 hat geschrieben:Weiss jemand, wieviel sich vom gebundene Schwefel im Gärrest wieder auflösen? Wenn es durch extreme mechanische Beanspruchung nur möglich wäre, dann würden ja nicht ab dem ersten Tag 5000 ppm kommen...
Ich würde mir gern eine stärkere Lufteindosierung zulegen, weiss aber nicht ob das absurd ist, wenn der Schwefel dann doch wieder irgendwann runterfällt und sich auflöst...
Moin, ich bin der Neue :-)
Elementarer Schwefel wird im Fermenter zu H2S umgesetzt. Wenn ein größerer Schwefel-Plocken in die Suppe fällt, hat man also längere Zeit Spaß daran.
Am besten mit Eisen als Sulfid binden oder aus dem Biogas rausfiltern.
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